Besser hätte der Saisonabschluss für Schiedsrichterin Lisa Reinecke und ihre beiden Assistentinnen Manuela Stüßer und Milena Lacey kaum sein können. Das Trio kam beim Finale des Ford-Pokals der Frauen in Arnoldsweiler zum Einsatz und zeigte eine souveräne Leistung.
„Das war ein richtig schönes Erlebnis“, fand Reinecke. Lacey konnte da nur zustimmen. „Das ganze Drumherum war etwas Besonderes“, erklärte sie. Die Finals im ARAG-Pokal der Juniorinnen im Vorfeld an gleicher Stätte, der Einsatz von Ballkindern und das gemeinsame Einlaufen auf den Platz seien ja nicht alltäglich. „Und klar, man merkt eben auch, dass es um mehr als sonst geht“, so Lacey, die bei den Männern A-Liga-Partien und bei den Frauen Mittelrheinliga-Begegnungen pfeift.
Ein bisschen Nervosität habe sie vor dem Anpfiff schon verspürt. „Aber das legt sich dann meisten recht schnell“, so die 22-Jährige, die trotz ihres jungen Alters bereits aus langjähriger Erfahrung sprechen kann. 2016 hat sie angefangen, sich als Schiedsrichterin zu engagieren. Die Anspannung vor Spielbeginn sei normal und keine Belastung, so ihre Erkenntnis. Im Gegenteil. „Das ist der Kitzel, der einen Teil des Reizes an der Aufgabe ausmacht“, erläutert Lacey. Mit der Schiedsrichterei ist sie in die Fußstapfen des Vaters getreten. „Ich habe früher selbst gespielt und mich mal schwer verletzt. Spiele zu pfeifen war für mich dann eine Möglichkeit, dem Fußball treu zu bleiben. Außerdem macht es Spaß“, sagt die Kinderkrankenschwester, deren Heimatverein der SC Rheinbach ist. Als Schiedsrichterin habe sie eine Menge neuer Menschen kennengelernt und ihre Persönlichkeit weiterentwickelt.
Teamfähigkeit und Durchsetzungsvermögen gestärkt
Letzteres hat auch Reinecke so erlebt. Teamfähigkeit, Durchsetzungsvermögen, die Kunst mit Fingerspitzengefühl, aber auch der nötigen Autorität mit anderen Menschen zu kommunizieren, das alles lerne man auf dem Platz. Bei der 21-Jährigen, die für die SG Erfthöhen im Einsatz ist, haben diese Qualitäten sich schon auf besondere Weise bezahlt gemacht. „Beim Auswahlverfahren vor Beginn des dualen Studiums waren meine Erfahrungen als Schiedsrichterin wichtige Pluspunkte“, erklärt die angehende Polizistin.
Dass ihr der Einsatz als Unparteiische einmal Türen im Berufsleben öffnen würde, war zu Beginn der Laufbahn noch keinen Gedanken wert. „Ich habe mich als Spielerin über Schiedsrichter geärgert und wollte es einfach besser machen“, blickt Reinecke auf die Anfänge zurück. Mit 14 Jahren griff sie bei einem Jugendturnier versuchsweise zur Pfeife, fand Gefallen und startete die Ausbildung zur Schiedsrichterin. Heute will sie das Hobby nicht mehr missen. „Es macht mir eine Menge Spaß“, sagt sie. Bislang pfeift sie in der Männer-Bezirksliga. Und die Qualifikation für Spielleitungen in der Frauen-Regionalliga hat sie in der Tasche. Dabei soll es nicht bleiben. „Die Frauen-Bundesliga ist zwar noch weit weg, aber man kann ja Ziele haben“, so Reinecke, die immer noch für die SG Erfthöhen aufläuft.
Blick aus unterschiedliche Perspektiven
Reinecke kennt den Fußball also aus unterschiedlicher Perspektive. „Ich bin eine emotionale Spielerin und halte nicht immer den Mund. Daher habe ich vielleicht auch etwas mehr Verständnis, wenn ich als Schiedsrichterin mit emotionalen Spielerinnen zu tun habe“, sagt sie – jedenfalls, solange alles im Rahmen bleibe. Mit dem Finale in Arnoldsweiler war sie glücklich. Obwohl sie als Trio noch nie zusammen im Einsatz gewesen seien, habe man schnell zusammengefunden. „Ich denke, wir konnten nach dem Abpfiff zufrieden sein. Einen groben Fehler haben wir wohl nicht gemacht“, sagt Reinecke.
Das hat auch Assistentin Stüßer so erlebt. Sie startete nach der Siegerehrung gut gelaunt durch, um sich einer weiteren Leidenschaft zu widmen. Die 36-Jährige spielt Floorball, eine Art Mischung aus Feld- und Eishockey. „Und am Abend stand noch eine Trainingseinheit an“, erklärt sie.
Bis 2015 hat Stüßer noch beim FSV Köln Fußball gespielt. Lange Zeit parallel zur Betätigung als Unparteiische. „Ich bin 2001 noch als B-Juniorin Schiedsrichterin geworden, weil ich mich darüber geärgert habe, dass zu unseren Spielen oft keine Schiedsrichter gekommen sind“, schaut sie zurück. Inzwischen gehöre es einfach zu ihrem Leben dazu, Spiele zu leiten. „Es macht Spaß, ich mache Sport und bin dem Fußball treu“, erläutert die Erzieherin. Außerdem stärke das Hobby Selbstvertrauen und Stressresistenz. „Man lernt, mit Druck umzugehen, Kritik auszuhalten und zu Entscheidungen zu stehen“, sagt Stüßer, die für Bayer 04 Leverkusen im Einsatz ist und Partien in der Frauen-Regionalliga leitet.
Beim Finale des Frauen-Verbandspokals war sie nicht zum ersten Mal dabei. „Man fühlt sich mit dieser Ansetzung besonders geehrt“, sagt sie. Nun erneut beim Ford-Pokal dabei gewesen zu sein, sei einfach eine tolle Auszeichnung.
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