FVM-Ehrenamtssieger 2020: Ingrid und Jan-Günther Naß

FVM-Ehrenamtssieger 2020: Ingrid und Jan-Günther Naß

FVM-Ehrenamtspreis: „Diese Leistungen stellen Leuchttürme dar“

FVM-Vizepräsident Hans-Christian Olpen sieht in der Verleihung des FVM-Ehrenamtspreises einen wichtigen Beitrag, um herausragendes Engagement zu würdigen und Ehrenamtler*innen zu motivieren. Michael Kämpf sprach mit ihm über Herausforderungen und Lösungsansätze für Vereine.

Herr Olpen, ist es in den vergangenen Jahren  schwieriger geworden, ehrenamtliche Kräfte für ein Engagement im Fußballverein, -verband oder -kreis zu begeistern?

Das ist jedenfalls eine Sorge, von der Vereine berichten. Die Pandemie hat dieses Problem nochmals verstärkt. Denn während der spiel- und trainingsfreien Zeit lag einiges brach. Für viele Ehrenamtler*innen war dies eine Zäsur. Manch einer ist vielleicht ins Grübeln gekommen, ob man weiterhin die Energie für das Engagement aufbringen möchte und nicht jede*r findet so leicht wieder zurück zu seiner/ihrer Tätigkeit im Verein. Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele Beispiele, in denen Vereine uns von einem verstärkten Zusammengehörigkeitsgefühl und von einer „Jetzt erst recht“-Stimmung berichten.

Wenn es ein klares Profil und gemeinsame Werte gibt, ist es einfacher, Menschen zum Mitmachen zu begeistern. Und es erhöht die Identifikation der Ehrenamtler*innen mit ihrem Verein.“ Hans-Christian Olpen

Welche Wege können eingeschlagen werden, um Unterstützer zu finden und langfristig zu binden?

Einen Königsweg gibt es nicht. Klar ist aber, dass es hilft, wenn Vereine definieren, wofür sie stehen, welche Philosophie sie verfolgen. Das kann ein leistungsorientierter Ansatz sein, aber auch die Verbundenheit zum Breitensport oder die Konzentration auf einen Schwerpunkt. Wenn es ein klares Profil und gemeinsame Werte gibt, ist es einfacher, Menschen zum Mitmachen zu begeistern. Und es erhöht die Identifikation der Ehrenamtler*innen mit ihrem Verein. Weiterhin ist es sinnvoll, Aufgaben klar zu verteilen. Man sollte schauen, wer welche Stärken und Interessen hat. Mitarbeit kann auch zeitlich begrenzt oder projektbezogen stattfinden, sie muss aber sinnstiftend sein. Wer Unterstützer*innen sucht, sollte auf persönliche Ansprache setzen. So wie früher per Aushang am schwarzen Brett, das funktioniert nicht mehr. Und dann ist es wichtig, die Ehrenamtler*innen zu qualifizieren, zu begleiten und ihre Leistungen anzuerkennen. Das gilt auch für den Fall, dass jemand sein Engagement beendet. Wer vernünftig verabschiedet wird, ist vielleicht bei einem späteren Projekt wieder dabei.

Warum ist eine Auszeichnung wie der FVM-Ehrenamtspreis so wichtig?

Diese Auszeichnung ist Teil der Anerkennungskultur. Und der Preis ergänzt die übrigen Auszeichnungen. Der FVM-Ehrenamtspreis richtet sich an Vereinsmitarbeiter*innen, die über viele Jahre dabei sind, er zeichnet die Lebensleistung aus. Das gab es in dieser Form zuvor nicht. Selbst wenn die Menschen, die über viele Jahre dabei bleiben, seltener werden, braucht es einige davon. Denn in manchen Positionen ist Erfahrung enorm wichtig. Mit dem FVM-Ehrenamtspreis schaffen wir es, diese Leistungen zu würdigen, die wichtige Leuchttürme darstellen.

 

FVM-Ehrenamtssieger: Mehr als drei Jahrzehnte im Dienste einer Überzeugung

Ingrid und Jan-Günther Naß erhielten für ihr besonderes und langjähriges Engagement beim SSV Plittersdorf den FVM-Ehrenamtspreis. Im Fokus stand für die beiden stets die Ambition, Verein und Fußball für alle zu öffnen – unabhängig von Herkunft, Talent und körperlichen Voraussetzungen. Michael Kämpf stellt die beiden vor.

Ein Leitgedanke hat Jan-Günther Naß von seiner Kindheit an nicht losgelassen: „Wir alle sehen  dieselben Sterne“ – so stand es in lateinischer Sprache im Foyer seiner Schule geschrieben.

Jeden Morgen hat er diesen Satz einst gelesen, aber wohl kaum geahnt, wie passend dieses Motto für seinen weiteren Weg werden würde. Nach einem langen Berufsleben als Betriebswirt und einem Drittel Jahrhundert ehrenamtlicher Tätigkeit beim Bonner SSV Plittersdorf weiß der inzwischen 74-Jährige um die tiefe Bedeutung der Worte. „Für mich und meine Frau Ingrid stand immer im Vordergrund, dass in diesem Verein jeder spielen darf, sich ausprobieren und Freude haben kann. Unabhängig von Herkunft, Talent und körperlichen Voraussetzungen“, sagt er.

In die Realisierung dieses Gedankens haben die zwei in den vergangenen Jahrzehnten viel Zeit und Energie investiert. Sie haben als Verantwortliche in der Klubführung in Plittersdorf einen Verein geprägt, in dem sich insbesondere Nachwuchsspieler mit Wurzeln in etlichen Nationen zu Hause fühlen. Für dieses herausragende Engagement wurden die beiden nun mit dem FVM-Ehrenamtspreis ausgezeichnet. „Sie haben sich um den SSV Plittersdorf absolut verdient gemacht“, erklärt der Vereinsvorsitzende Volker Kanstein, der die Bewerbung eingereicht hatte.

Mit dem Kinderwagen zum Sportplatz

Tatsächlich ging in den vergangenen 33 Jahren beim SSV Plittersdorf nicht viel ohne Ingrid und Jan-Günther Naß. Und für das Ehepaar ging nicht viel ohne ihren geliebten Verein. Begonnen hatte das ehrenamtliche Engagement in einer ohnehin herausfordernden Zeit. „Ich bin in Abwesenheit zur Jugendleiterin gewählt worden, weil ich gerade aufgrund der Geburt meines jüngsten Sohnes im Krankenhaus lag“, erinnert sich die heute 69-jährige Ingrid Naß. Das war 1987. Und der erste Spaziergang mit dem Kleinen im Kinderwagen führte dann auch gleich zum Sportplatz. Das sollte zur Gewohnheit werden. Denn zu tun gab es immer etwas. Jan-Günther Naß stieg zum gleichen Zeitpunkt ein, trainierte fortan Kinder und Frauen des Klubs und der eigene Nachwuchs fühlte sich ebenfalls auf der Sportanlage wohl. „Das Fußballvirus hat auch unsere drei Söhne erwischt“, sagt Ingrid Naß. Alle drei spielten einst in Plittersdorf und alle drei sind dem Sport auf ihre Weise treu geblieben. Lars gründete die Torwartschule Bonn, Björn arbeitet bei Bayer 04 Leverkusen als Reporter für blinde und sehbehinderte Fußballfans und Birger ist für die Deutsche Fußball-Liga (DFL) tätig.

Das Hobby der eigenen Kinder zu unterstützen, ihnen beim SSV ein stimmiges Umfeld zu bieten, war immer eine Motivation für die Eltern. Doch der Elan ebbte auch nicht ab, als die eigenen Jungs dem Nachwuchs des SSV entwachsen waren. „Mein stärkster Antrieb war immer das glückliche Lachen der Kinder und Jugendlichen“, betont Ingrid Naß. Und ihr Mann sieht noch eine andere Facette: „Wenn ich heute ehemalige Nachwuchsspieler treffe und sie von ihren positiven Erinnerungen an die Zeit im Verein berichten, ist das wunderbar“, sagt er.

„Wenn ich heute ehemalige Nachwuchsspieler treffe und sie  von ihren positiven Erinnerungen an die Zeit im Verein berichten,  ist das wunderbar“ Jan-Günther Naß

In vielen Gremien aktiv

Mitte der 1990er-Jahre übernahm Ingrid Naß den Vereinsvorsitz, ihr Mann wurde Geschäftsführer. Auch im Fußball-Verband Mittelrhein und im Fußballkreis Bonn brachten sich die zwei in unterschiedlichen Gremien ein. Ingrid Naß etwa war lange Zeit im damaligen Verbandsfußballausschuss als Staffelleiterin tätig, Jan-Günther Naß war unter anderem stellvertretender Kreisvorsitzender und im FVM-Ausschuss für Freizeit- und Breitensport aktiv.

Erst im August vergangenen Jahre endete die Ära Naß beim SSV Plittersdorf. „Es war Zeit, die Aufgaben an ein neues Team weiterzugeben“, erklärt Jan Günther Naß. Seine Frau und er haben Generationen von Kindern das Fußballspielen beigebracht, aber auch Werte wie Teamgeist, Verantwortungsgefühl und Toleranz vermittelt. „Es ging nie um den Leistungsgedanken, sondern darum, dass jeder seinen Spaß hat“, macht die pensionierte Lehrerin deutlich. Die Idee von Inklusion und Integration habe man in den vergangenen Jahrzehnten mit Leben gefüllt. „Jeder verdient eine Chance, sich über den Fußball weiterzuentwickeln“, findet sie. Waren es anfangs die Kinder von Diplomaten, die dem SSV Plittersdorf einen internationalen Touch verliehen, so fanden später die Jungen und Mädchen Geflüchteter im Klub eine Heimat. Auch privat engagierte sich das Ehepaar Naß für Flüchtlinge. So ganz losgelassen hat die beiden das ehrenamtliche Engagement aber doch nicht. Beide kümmern sich um die Bambini des SSV und Ingrid Naß ist immer noch als Kassenprüferin für den Fußballkreis tätig.

 

FVM-Ehrenamtspreis

Mit dem FVM-Ehrenamtspreis werden jährlich Frauen und Männer gewürdigt, die seit langer Zeit stark in der Vereinsarbeit engagiert sind und sich in besonderem Maße um ihren Klub verdient gemacht haben. Alle Kreissieger*innen erhalten eine Urkunde des FVM, je eine Frau und ein Mann aus dem Verbandsgebiet werden darüber hinaus als „Ehrenamtler*in des Jahres“ ausgezeichnet. Diese Würdigung erfolgt im Rahmen einer besonderen Ehrungsveranstaltung. Anträge für die Auszeichnung nehmen die Kreisehrenamtsbeauftragten entgegen. Der Kreisvorstand wählt dann eine Frau und einen Mann aus und leitet diesen Vorschlag an den FVM weiter. Die Ehrungskommission des Verbandes wählt wiederum aus diesen Vorschlägen den/ die FVM-Preisträger*in aus.

Zur Bewerbung für den FVM-Ehrenamtspreis 2021: Vereine melden den Kandidaten bzw. die Kandidatin bis 31. Oktober diesen Jahres an den/die Kreisehrenamtsbeauftragte*n.

 

Sie möchten außerdem Ehrenamtliche vorschlagen, die sich mit einem besondern Projekt innerhalb der letzten drei Jahre hervorgehoben haben oder als junge, talentierte Engagierte im Kinder- und Jugendfußball aktiv sind? Dann erfahren Sie hier, welche Ehrenamtspreise es außerdem auf Verbandsebene gibt und wie sich dafür bewerben oder jemanden vorschlagen können.

 

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Alle wichtigen Informationen zu den Ehrenamtspreisen des DFB unf FVM finden Sie ebenfalls hier.

Direktlinks zur Bewerbung bis zum 31. Oktober 2021:

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