Mit dem Sportschulleiter im Gespräch: „Wir wollen den CO2-Fußabdruck reduzieren“

Mit dem Sportschulleiter im Gespräch: „Wir wollen den CO2-Fußabdruck reduzieren“

In der Sportschule Hennef wird das Thema Umwelt- und Energiebewusstsein seit vielen Jahren groß geschrieben.

Das Ziel, den CO2-Fußabdruck des Unternehmens zu reduzieren und irgendwann klimaneutral agieren zu können, spiegelt sich in den verschiedensten Maßnahmen der letzten Jahre wider. Markus Altmann aus der FVM-Kommission für gesellschaftspolitische Fragen hat mit Sportschulleiter Sascha Hendrich-Bächer gesprochen.
 

Welche ökologischen nachhaltigen Maßnahmen hat die Sportschule ergriffen? Warum verfolgt die Sportschule einen ökologisch nachhaltigen Weg?

Das „Warum“ ist bildlich schnell erklärt: Wir liegen im Grünen und wollen auch, dass es um uns herum grün bleibt. Mit unserer Größe und den knapp 60.000 Gästen pro Jahr haben wir eine Vorbildfunktion, der wir gerecht werden wollen. Photovoltaik auf den Dächern, Solarthermie für die Unterstützung der Beheizung des Hallenbades, die Nutzung von Regenwasser für die Platzbewässerung, E-Fahrzeuge, moderne Lüftungs-, Heizungs- und Beleuchtungsanlagen und unser Blockheizkraftwerk sind nur einige der vielen Maßnahmen, die wir in den letzten 15 Jahren ergriffen haben, um unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Eine der beiden Photovoltaikanlagen der Sportschule Hennef befindet sich auf der Kunstrasenhalle – grüner Strom im Gründen also.“
 

Mit welcher Maßnahme wurde bei der Sportschule als erstes begonnen und warum?

Begonnen wurde vor über 15 Jahren im Rahmen von Gebäudesanierungen mit Verbesserungen der Wärmedämmungen der Gebäude, besseren Fenstern, der Installation von Photovoltaikanlagen und schließlich der Solarthermieanlage am Hallenbad. Immer dann, wenn wir uns mit der Ertüchtigung von Gebäuden oder technischen Anlagen beschäftigt haben, spielten Effizienzsteigerungen eine wichtige Rolle.
 

Wie nachhaltig ist aktuell, z.B. ein Wochenende für eine Fußball-Mannschaft in der Sportschule? Bemerken die Gäste diesen eingeschlagenen Weg?

Nun ja, sicher nachhaltiger als vor 15 oder 20 Jahren – letztlich aber noch nicht nachhaltig genug. Wir sind stolz auf die bereits ergriffenen Maßnahmen und denken den Umwelt- und Klimaschutz bei unserem Handeln immer mit. Ziel muss es sein, dass wir möglichst zügig Klimaneutralität erreichen – und dann wäre ein Wochenende für eine Fußball-Mannschaft wirklich nachhaltig.
 

In der Eingangshalle der Sportschule ist eine Anzeige, die zeigt, wie viel Sonnenenergie in Strom umgewandelt wird.Wie viel KWh Strom werden im Jahr erzeugt und wieviel wurden bisher insgesamt produziert?

Die beiden Photovoltaik-Anlagen erzeugen etwas mehr als 150.000 kWh Strom pro Jahr, was dem Verbrauch von knapp 50 Haushalten und einer CO2-Einsparung von ca. 63 Tonnen pro Jahr entspricht.“ (Anmerkung: 3.106 kWh Stromverbrauch pro Haushalt pro Jahr lt. Statistischem Bundesamt 2019).
 

Wurde die Photovoltaikanlage gefördert? Welcher zeitliche Aufwand ist grundsätzlich für die Beantragung von Förderung von Nöten? Wie läuft der Prozess von der Idee bis zur Umsetzung?

Die beiden Photovoltaik-Anlagen wurden, was die Errichtung angeht, nicht gefördert. Wir profitieren aber von der über das Erneuerbare-Energien-Gesetz garantierten Abnahme und Vergütung des produzierten Stroms – eine fortlaufende Förderung der Anlagen, wenn man so will. Erfahrung mit der Förderung energetischer Maßnahmen haben wir aus zahlreichen anderen Projekten. Der damit einhergehende Aufwand ist abhängig von den Anforderungen teils recht hoch und die verschiedenen Förderverfahren sind recht unterschiedlich. Im Grunde steht am Anfang aber immer eine gute Planung unter Berücksichtigung der Förderkriterien, die Antragstellung, die Ausschreibung der Gewerke und schließlich ein Verwendungsnachweis mit eventuellen Nachweisen zur Erreichung der Ziele. Diese verknappte Darstellung des Ablaufs kann zeitlich schon mal ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen. Nicht zuletzt deswegen gilt es, den Klima- und Umweltschutz immer bei jeder geplanten Maßnahme von Anfang an mitzudenken und keine Zeit zu verlieren. Und: Auch wenn die Programme teils mit hoher Anforderung versehen sind, Anträge und Nachweise teils nur unter Zuhilfenahme von Experten und Expertinnen zu meistern sind: Es lohnt sich immer, etwas für die Umwelt zu tun!
 

Auf welcher Grundlage werden Maßnahmen in der Sportschule durchgeführt und welchen Aspekt spielt dabei ein nachhaltiges Handeln bei einem gleichzeitigen ökonomischen Aspekt. Inwieweit sind hierbei Fördermittel entscheidend?

Fördermittel sind nicht ausschließlich entscheidend, helfen bei Investitionsentscheidungen aber natürlich ungemein – letztlich müssen unsere Entscheidungen wirtschaftlich tragbar sein, so dass es immer sorgfältig auszuloten gilt, was ökologisch und ökonomisch sinnvoll und vor allem machbar ist. Letztlich können es aber auch kleine Maßnahmen sein, die weder etwas mit Gebäuden, Anlagen oder Förderungen zu tun haben. In unserem Foyer befindet sich beispielsweise eine Kaffeemaschine mit To-Go-Bechern. Die Standardbecher haben innen einen Kunststoffüberzug. Es gibt Alternativen, die kompostierbar sind, frei von Kunststoff und letztlich nicht viel teurer als der Standardbecher. Für mich ein gutes Beispiel, dass nachhaltiges Handeln in alle noch so vermeintlich kleinen Entscheidungen einfließen kann und muss – schließlich verbrauchen wir rund 30.000 Becher pro Jahr. Eine ganze Menge also.
 

Welche Ratschläge lassen sich aus den bisherigen Maßnahmen für Vereine ableiten? Welche Maß-nahme sollte ein Verein als erstes angehen?

Pauschal ist schwer zu sagen, was ein Verein als erstes angehen sollte. Die Bedingungen sind überall unterschiedlich, die Sportanlage nicht immer im Eigentum der Vereine. Ich bin wirklich davon überzeugt, dass, wenn jeder Verein nachhaltiges Handeln in seine Grundsätze aufnimmt, sich für jede individuelle Situation vor Ort Maßnahmen ableiten lassen. Vereine haben in ihren Reihen immer irgendwo jemanden, der für das Thema brennt oder sogar beruflich damit zu tun hat. Diese Expertise sollte, nein muss man auftun und nutzen. Und letztlich sollte jeder Verein seine Maßnahmen auch sichtbar und publik machen. Einerseits um auch einen Wettbewerb zwischen Vereinen jenseits des Spielfeldes „anzuzetteln“ und andererseits Mitgliedern und Besucher*innen von Sportanlagen als Ideengeber zu dienen und möglichst viele Nachahmer zu generieren.
 

Die Sportschule betreibt das Blockheizkraftwerk mit Erdgas. Wie belastet dies die Sportschule und kann die Sportschule auf die aktuelle Entwicklung reagieren?

Die aktuell hohen Preise für Gas treffen natürlich auch uns hart. Im Fall des Blockheizkraftwerkes ist es so, dass die kombinierte Produktion von Wärme und Strom das Gas deutlich effektiver verwertet als beispielsweise bei einer reinen Nutzung zur Wärmeerzeugung. Und weil neben dem Gaspreis auch der Preis für Strom deutlich gestiegen ist, lohnt sich der Betrieb des Blockheizkraftwerkes nach wie vor. Auf die aktuellen Entwicklungen können wir nur bedingt reagieren. Schließlich können wir beispielsweise das Hallenbad – das ja kein Spaßbad ist, sondern dem Schul- und Vereinssport und damit der Gesundheitsförderung dient – nicht unbeheizt lassen. Gleichwohl sind wir fortlaufend auf der Suche nach Einsparpotenzialen und werden diese auch nutzen. Entscheidend wird dabei auch sein, wie unsere Gäste mit der Nutzung von Heizung, Warmwasser und Strom umgehen. Wenn alle Gäste ihre heimischen Sparmaßnahmen auch in ihre Aufenthalte bei uns einfließen lassen, wäre das schon ein sehr guter Beitrag.
 

Gibt es Pläne für die Zukunft, wie sich die Sportschule sich ökologisch nachhaltig positionieren will? Gibt es weitere Maßnahmen, die anstehen?

Wie eingangs erwähnt, muss es unser Ziel sein, unseren CO2-Fußabdruck stetig zu reduzieren und letztlich klimaneutral zu werden. Ein hoch gestecktes Ziel, das wir nicht in Kürze erreichen werden, auf das wir aber all unsere Anstrengungen und Entscheidungen ausrichten werden. Konkret haben wir erst kürzlich eine Untersuchung der Liegenschaft in Auftrag gegeben, die konkrete Ergebnisse liefern wird, wie wir optimieren und welche Maßnahmen wir dann kurz bis mittelfristig ergreifen können. Sobald uns die Ergebnisse vorliegen, werden wir umgehend prüfen, wie wir sie umsetzen können.

 

Mehr zum Thema:

Die FVM-Unterseite, die sich mit dem Thema Energie sparen im Fußballverein beschäftigt, finden Sie hier.

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