Das Leipziger Bildungsprojekt "Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport-Fußball" (IVF), der Karlsruher Fanclub "Blau-Weiss statt Braun" und der Traditionsverein F. C. Hertha Bonn 1918 sind die diesjährigen Träger des Julius Hirsch Preises. Unter Leitung von DFB-Präsident Bernd Neuendorf entschied die achtköpfige Jury über die Vergabe der Auszeichnungen. Seit zwei Jahrzehnten erinnert der Preis an den in Auschwitz ermordeten deutsch-jüdischen Nationalspieler Julius Hirsch.
"Die Herausforderungen in unserer Gesellschaft lassen nicht nach, es werden immer mehr - überall", sagt Jurymitglied Charlotte Knobloch. "Auch deshalb ist es unerlässlich, dass wir die wirksamen zivilgesellschaftlichen Initiativen fördern." Die 91 Jahre alte frühere Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland war am 13. Oktober auch Hausherrin der Preisverleihung im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde in München.
„Mein Dank und Respekt gehören allen Preisträgern und den mehr als 130 Bewerberinnen und Bewerbern. Auch im 20. Jahr seines Bestehens zeigt der Julius Hirsch Preis eindrucksvoll, dass der Fußball so viel mehr ist als ein Spiel. Er steht mitten in der Gesellschaft", sagt DFB-Präsident Bernd Neuendorf.
Mehr als zwei Drittel der insgesamt 134 Bewerbungen für den Julius Hirsch Preis gingen aus Amateurfußballvereinen ein. Aus diesem Kreis wird der F. C. Hertha Bonn 1918 mit dem Julius Hirsch Preis ausgezeichnet. Der Verein aus dem Bonner Stadtteil Dottendorf initiierte im Mai 2022 eine Fußball-AG für geflüchtete Kinder in der Erstaufnahmeeinrichtung der Bonner Ermekeilkaserne. Ein beeindruckendes Beispiel von Selbstlosigkeit, denn künftige Vereinsmitglieder gewinnt man dadurch nicht: Alle Kinder verlassen schon nach wenigen Tagen oder Wochen die Bonner Einrichtung. Unter Federführung ihres FSJlers Salim Mehdaoui entwickelte und veröffentlichte der Verein einen Leitfaden, Trainingsvideos und spezielle Bildkarten, um über Sprachbrücken hinweg den von Krieg, Flucht und Vertreibung traumatisierten Kindern Ablenkung zu bieten und bei der Integration in Deutschland zu unterstützen.
FVM-Präsident Christos Katzidis zum herausragenden Engagement des FVM-Preisträgers in der Flüchtlingshilfe: "Wir gratulieren dem F. C. Hertha Bonn herzlich zur Ehrung mit dem Julius Hirsch Preis. Die Einrichtung einer Fußball-AG für geflüchtete Kinder ist ein beeindruckendes Beispiel von sozialem Engagement. Mit dem Projekt setzt der Bonner Verein ein vorbildliches Zeichen im Sinne des eigenen Vereinsmottos "mit Herz und Fuß am Ball" und schenkt geflüchteten Kindern eine fußballerische Heimat in einer fremden Umgebung. Für dieses hervorragende soziale Engagement sagen wir aus tiefstem Herzen Danke und weiter so!"
Der DFB verleiht den Julius Hirsch Preis im Dialog mit der Familie Hirsch seit dem Jahr 2005 und zeichnet Vereine, Institutionen und Einzelpersonen aus, die sich mit den Mitteln des Fußballs für Demokratie und Menschenwürde sowie gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form der Diskriminierung einsetzen. Der siebenmalige Nationalspieler und zweimalige Deutsche Meister Julius Hirsch wurde nach der so genannten "Machtergreifung" 1933 aus dem Fußball gedrängt, verfolgt und gedemütigt, verlor seine wirtschaftliche Existenz und wurde am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Die Preisverleihung fand am 13. Oktober im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern am St.-Jakobs-Platz statt.
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