Der Weg ins Finale: Alemannia Aachen
Der letzte Schritt zum großen Ziel war ein Kraftakt vor traumhafter Kulisse. 9448 Zuschauer*innen im ausverkauften Kölner Südstadion sahen, wie der Drittligist Alemannia Aachen mit 1:0 (0:0, 1:0) nach Verlängerung beim couragiert aufspielenden S.C. Fortuna Köln gewann und damit die Final-Teilnahme im Bitburger-Pokal perfekt machte. Dabei mussten die Aachener nach einem Platzverweis für Jan-Luca Rumpf 80 der 120 Minuten in Unterzahl bestreiten. Der Bilanz von Alemannia-Trainer Heiner Backhaus nach dem Halbfinalerfolg war wenig hinzuzufügen. „Das war ein wahnsinniger Pokalabend“, erklärte der 43-Jährige. Die Geschehnisse hatten die Spieler, Verantwortlichen und das Publikum elektrisiert. „Wir haben unfassbar viel Energie auf den Platz gebracht hat“, fand Backhaus. Sein Pendant auf der Trainerbank der Gastgeber, Matthias Mink, machte seiner Elf ebenfalls Komplimente. „Ich habe keinen Klassenunterschied gesehen“, sagte er. Nur der entscheidende Punch habe gefehlt. Das lag auch an der bärenstarken Leistung des Aachener Torhüters Jan Olschowsky, der viele Kölner Chancen vereitelte und sogar einen Elfmeter des einstigen Alemannia-Spielers Stipe Batarilo parierte (72.). Der entscheidende Treffer fiel nach 98 Minuten, als Soufiane El-Faouzi eine Flanke in den Fortuna-Strafraum schlug, Maximilian Fischers Klärungsversuch per Kopfball bei Charlison Benschop landete und Letzterer fulminant zum 1:0 einschoss.
Schon in der ersten Runde hatte den Aachenern ein einziges Tor zum Weiterkommen gereicht. Der Titelverteidiger tat sich aber beim 1:0 (0:0) gegen den Kerpener Bezirksligisten Horremer SV lange Zeit schwer. Den entscheidenden Treffer vor 5000 Fans am Tivoli erzielte Aldin Dervisevic nach 55 Minuten mit einem beherzten Distanzschuss. Noch spannender machte es die Alemannia im Achtelfinale beim Bezirksligisten TV Hoffnungsthal. Der Underdog um Coach Baran Dagdelen verlangte dem großen Favoriten vor 2000 Zuschauer*innen in der Bergisch Gladbacher Belkaw-Arena alles ab. Erst nach 120 Minuten musste sich der TVH dem Drittligisten mit 1:4 (1:0, 1:1, 1:3) geschlagen geben. „Diesen Abend werde ich trotz der Niederlage niemals vergessen“, sagte Dagdelen, dessen Elf nach zwölf Minuten durch Aytekin Kanli in Führung gegangen war. Maximilian Hansens Eigentor brachte Aachen in die Verlängerung, in der Anton Heinz (101., 105.) und Kevin Goden (114.) dann alles klar machten.
Pokalatmosphäre pur bot das Viertelfinale der Alemannia beim Regionalligisten 1. FC Düren: Unter Flutlicht lieferten sich die Protagonisten vor 2500 Zuschauer*innen auf der altehrwürdigen Dürener Westkampfbahn ein packendes Duell. Peter Lela brachte Düren in Front (13.), ehe dem Torschützen ein Eigentor unterlief (65.). Die letzten Minuten spielte Aachen in Überzahl, weil Jayden Bennetts Gelb-Rot gesehen hatte (89.). Drei Minuten nach dem Platzverweis setzte Heinz dann Sasa Strujic per Freistoß in Szene. Letzterer nutzte die Möglichkeit per Kopfball zum 2:1 (90.+2), dem Heinz noch das 3:1 folgen ließ (90.+6).
Der Weg ins Finale: Viktoria Köln
Als „Mister Bitburger-Pokal“ in den Reihen des Drittligisten Viktoria Köln entpuppte sich in der laufenden Serie Serhat Güler. Der 27-jährige Stürmer stieß nicht nur mit seinem Treffer zum 1:0 (1:0)-Halbfinal-Erfolg beim Mittelrheinligisten FC Teutonia Weiden die Tür zum Endspiel auf, er erzielte auch vier weitere Treffer im Verlauf des Wettbewerbs. Der Weg zum Finale zu Hause, also einem Match im heimischen Sportpark Höhenberg, begann für Güler und sein Kölner Team mit einem knappen 2:1 (0:0)-Erstrunden-Erfolg beim Landesligisten SSV Bornheim. Güler glückte dabei ein Doppelpack (72., 83.), der die Begegnung entschied. Der Gegentreffer von Luis Rath in der Nachspielzeit kam zu spät.
Es folgte ein deutliches 5:2 (2:0) im Achtelfinale beim Landesligisten TuS Chlodwig Zülpich. Dabei war der Außenseiter aus Zülpich an diesem Dezemberabend sogar in Führung gegangen. Devin Nickisch traf nach zwei Minuten per Strafstoß zum 1:0, doch Samuele Carella (6.), Doppeltorschütze Güler (26., 42.), Luca de Meester (30.) und Diego Perri (90.) trafen für die Viktoria. Nickisch hatte zwischenzeitlich auf 2:4 verkürzt (53.). Das folgende 4:0 (2:0) beim Landesligisten FSV Neunkirchen-Seelscheid sicherten dann Malek El Mala (31./FE, 42.), Sidny Lopes Cabral (55.) und Samuele Carella (73.). „Wir wussten, was auf uns zukommt: ein Gegner, der sein Herz auf dem Platz lassen will. Das haben die Jungs von Neunkirchen-Seelscheid auch gemacht“, lobte Viktoria-Trainer Olaf Jansen den Kontrahenten, der vor 1200 Zuschauer*innen couragiert aufgetreten war. Sein Team habe aber „super diszipliniert“ gespielt und damit jene Einstellung gezeigt, die es in so einem Spiel brauche.
Die Einstellung stimmte dann auch im Semifinale beim Mittelrheinligisten FC Teutonia Weiden. Dennoch ging es deutlich enger zu. „Wir haben sehr gut dagegengehalten. Es war phasenweise kein Unterschied zu sehen. Darauf können die Jungs stolz sein“, meinte Uli Fischer, stellvertretender Geschäftsführer in Weiden. Der Kapitän der Gastgeber, Meik Kühnel, verpasste den Führungstreffer nur um wenige Zentimeter. Sein Freistoß aus rund 20 Metern Tordistanz landete an der Latte des Kölner Tores. Dann schlug Güler zu: Er traf nach einem Steckpass von Simon Handle zum 1:0 für den Viktoria (45.), der fortan alles im Griff zu haben schien. In der Nachspielzeit kam Weiden jedoch noch einmal zu einem Abschluss aus aussichtsreicher Position. Der Schuss von Tamer Tuncer verfehlte aber das Tor. „So ist der Pokal. Wenn der drin gewesen wäre, hätten wir in die Verlängerung gehen müssen“, sagte Janßen, der letztlich jubeln durfte: „Wir stehen im Endspiel und freuen uns tierisch auf eine Begegnung vor ausverkauftem Haus“, so der 58-jährige Kölner Trainer.