Bereit für das Duell um den Bitburger-Pokal

Angesichts der Corona-Pandemie findet das Finale im Bitburger-Pokal unter besonderen Umständen statt. Beim Regionalligisten Alemannia Aachen und dem Mittelrheinligisten 1. FC Düren blickt man dem Duell im Bonner Sportpark Nord am Samstag, den 22. August 2020 um 16.45 Uhr dennoch voller Spannung und Erwartungen entgegen.

Bereit für das Duell um den Bitburger-Pokal

Es brauchte nicht viele Worte, um die Vorfreude auf das Endspiel des Bitburger-Pokals im Bonner Sportpark Nord zu verdeutlichen. „Wir können endlich wieder das tun, was wir lieben“, erklärte Stefan Vollmerhausen bei der Online-Pressekonferenz des ausrichtenden Fußball-Verbandes Mittelrhein. Der Trainer des Regionalligisten Alemannia Aachen sprach dabei nicht nur für seinen Klub. Er sprach zweifellos auch für die Spieler und Verantwortlichen des Kontrahenten 1. FC Düren sowie für die Mitarbeiter des Verbandes und der Stadt Bonn, die unter besonderen Rahmenbedingungen erneut die Bühne für ein großes Spiel bereiten. Selbstverständlich ist das nicht, das machte FVM-Präsident Bernd Neuendorf deutlich. Denn der Umgang mit der Corona-Pandemie stelle alle Beteiligten vor eine enorme Herausforderung, vor Anforderungen jenseits des Gewohnten. „Wir müssen einer besonderen Verantwortung gerecht werden“, sagte er. Die Partie besitze Vorbildcharakter für den Spielbetrieb der kommenden Wochen. „Letztlich wollen wir ein Teil der Lösung und nicht Teil des Problems sein“, so Neuendorf. Dass die Ränge der Arena großenteils leer bleiben müssen bedauere er, aber er sei in erster Linie froh, dass der Wettbewerb sportlich entschieden und erneut im Rahmen des bundesweiten Finaltags der Amateure von der ARD übertragen werde.

Hier gibt es die spannendsten Zahlen, Daten und Fakten, zum Bitburger-Pokalfinale.

Das dürften die beteiligten Vereine ähnlich sehen. Zum enormen Stellenwert dieses Spiels trägt eben auch bei, dass man sich einem Publikum in ganz Deutschland präsentieren kann. Und dann gibt es in diesem Jahr noch ein nicht ganz unwichtiges Detail, das dieses Finale in den Fokus vieler Fußballfans rücken lässt: Der Gewinner trifft im anschließenden DFB-Pokal auf den FC Bayern München. „Mehr geht nicht“, hat Giuseppe Brunetto, der Trainer des Mittelrheinligisten aus Düren unlängst gesagt. Und Vollmerhausen erklärte nun, dass nach der Auslosung auf seinem Handy einiges los war. Jetzt aber zähle das nicht. „Ich verschwende keinen Gedanken an Bayern München und mein Team hat das akzeptiert“, sagt der Alemannia-Trainer.

Im Fokus steht demnach der Gegner aus der Nachbarstadt, Mittelrheinligist 1. FC Düren. Ein Verein, in dem 2018 die Fußballabteilungen des FC Düren-Niederau und der SG GFC Düren 99 zusammenfanden, um ihre Kräfte zu bündeln. Bislang mit großem Erfolg. Im Vorjahr scheiterte der 1.FC im Bitburger-Pokal erst im Halbfinale. 0:2 hieß es damals ausgerechnet gegen Alemannia Aachen. Als die vergangene Serie abgebrochen wurde, belegte Düren den zweiten Tabellenplatz – ein weiterer Beleg der Klasse. Und der Klub hat den Kader zuletzt mit einigen in der Region bekannten Spielern verstärkt. Noch in den vergangenen Tagen wurde die Verpflichtung zweier regionalligaerfahrener Akteure bekannt gegeben: Markus Wipperfürth und Adis Omerbasic kommen vom Bonner SC nach Düren. Mit David Bors und David Pütz (beide Alemannia Aachen), Mario Weber (Bonner SC), Keeper Patrick Bade (RW Oberhausen) und Marc Brasnic (Berliner AK) wurden fünf weitere Akteure geholt, die bereits in der vierthöchsten Spielklasse aufgelaufen sind. „Uns sind die Transfers der Dürener nicht verborgen geblieben“, sagt auch Vollmerhausen. Ein klassischer Underdog sei der Gegner mit Sicherheit nicht.

„Wir haben uns gefreut, dass Aachen ins Finale eingezogen ist, dann liegt der Druck nicht so sehr bei uns“, erklärte Dirk Ruhrig, der Sportliche Leiter des 1. FC Düren, zur Rollenverteilung. Zumal noch offen ist, wie gut sein Team spielerisch harmoniert. Nach dem 2:0-Sieg im Halbfinale gegen den Mittelrheinligisten Viktoria Arnoldsweiler beklagte er, die Mannschaft habe in der ersten Hälfte ideenlos und ohne Präzision im Spielaufbau agiert. „Die Automatismen sind noch nicht voll da“, sagt Coach Brunetto, schließlich fehle es dem deutlich verändertem Team an Wettkampfpraxis. Zudem muss Kapitän Philip Simon (Innenbandriss) passen. Er fehlt als Leitfigur und Antreiber im Mittelfeld.

Größere Sorgen hat aber der Kontrahent. Vollmerhausen, der bevor er Fuat Kilic jüngst als Aachener Trainer beerbte, im Nachwuchsbereich von Bayer 04 Leverkusen und beim Regionalligisten Wuppertaler SV tätig war, musste beim 2:1-Semifinalerfolg am vergangenen Sonntag beim Mittelrheinligisten FC Pesch nicht nur auf die Langzeitverletzten Leon Gaedicke und Sebastian Schmitt verzichten. André Wallenborn, Muja Arifi und Neuzugang Dustin Zahnen waren ebenfalls nicht einsatzfähig. Auch deshalb nahm Vollmerhausen nur eine Einwechslung vor. Er brachte Robin Garnier. „Der war zwar auch nicht bei 100 Prozent, hat allerdings für das Team auf die Zähne gebissen“, so der Trainer. Er konnte sich aber auf die beiden 1,96 Meter großen Peter Hackenberg und Alexander Heinze als kopfballstarke Innenverteidiger verlassen. Zudem überzeugten der 19-Jährige Japaner Takashi Uchino als Linksverteidiger, der vom Chemnitzer FC verpflichtete Torhüter Joshua Mroß und Stürmer Vincent Boesen als zweifacher Torschütze.  

In Sachen Erfahrung ist Aachen ohnehin voraus. Im Bitburger-Pokal steht das Team zum zweiten Mal in Folge im Endspiel. Dazu spielt die Alemannia da, wo Düren erst hin will: in der Regionalliga. „Sie sind physisch stark und sehr gut organisiert“, findet Brunetto.

Komplimente gibt es aber auch von der Gegenseite. Düren sei ein aufstrebender Verein aus der direkten Nachbarschaft, ein Klub, der im Umland eine gute Rolle spiele. Man sei aber bereit, sich dieser Herausforderung zu stellen, macht Vollmerhausen klar. Und man habe das Zeug dazu, die Aufgabe in diesem besonderen Spiel zu meistern.
Auch für FVM-Präsident Neuendorf ist das Spiel ein besonderes. Er ist in Düren geboren und hat nicht wenige Partien der Alemannia am Tivoli verfolgt. In seiner Brust schlagen daher wohl zwei Herzen. Und das ziemlich kräftig. Denn dieses Finale elektrisiert und hat jede Aufmerksamkeit verdient.

Alles weitere rund um das Bitburger-Pokalfinale 2020 hier.

Text: Wolfram Kämpf

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