„Die Begeisterung war ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben, als sie erfahren haben, dass sie das Spiel der deutschen U21-Nationalmannschaft im Stadion verfolgen können.“ So beschreibt Stefan Rönz, Trainerlehrstab im Fußball-Verband Mittelrhein und Trainer einer Gruppe ukrainischer Jugendlicher, die Freude der Jungfußballer über den bevorstehenden Stadionbesuch. Die 28 Spieler waren knapp zwei Wochen nach dem kriegerischen Angriff durch Russland aus ihrem Heimatland gebracht worden und sind derzeit in der Sportschule Hennef untergebracht.
Die U17-Mannschaft, begleitet von zwei Müttern und einem Geschwisterkind aus dem befreundeten Umfeld von Kiew, war am vergangenen Montag nach tagelanger Busfahrt im Rhein-Sieg-Kreis angekommen. Seitdem übernimmt Rönz die Betreuung. Mit Direktor Zharkov von der Jugendakademie von Dynamo Kiew, der die Flucht der Spieler auf ukrainischer Seite organisiert hatte, steht er schon länger in Kontakt. Seit Kriegsbeginn hat er bereits ungefähr 100 ukrainische Jungfußballer in Gastfamilien der Region und bundesweit untergebracht: So leben weitere 30 Jugendliche im rheinland-pfälzischen Asbach und 22 Jungen in Quedlinburg bei Magdeburg. Neben den Fußballgruppen brachte Rönz auch Einzelpersonen und Mütter mit ihren Kindern deutschlandweit unter. Für die 28 Jungen im Rhein-Sieg-Kreis fand man, in enger Abstimmung mit dem Jugendamt und dem Sozialamt, in der Sportschule in Hennef eine gemeinsame Bleibe.
Am vergangenen Wochenende erwartete die Gruppe dann ein ganz besonderes Erlebnis. Der FVM lud die Spieler gemeinsam mit dem Deutschen Fußball-Bund zum EM-Qualifikationsspiel der deutschen U21-Nationalmannschaft gegen Lettland am 25. März nach Aachen ein. „Die Möglichkeit, dass die geflüchteten Fußballer die Partie als Zuschauer im Stadion hautnah miterleben können, wollten wir als Verband unbedingt nutzen und den Jugendlichen zeigen, welche Freude der Fußball entwickeln kann“, erklärt FVM-Geschäftsführer Dirk Brennecke.
Ausgestattet mit Trainingsanzügen von den FVM-Auswahlmannschaften machten sich die Jungen am Nachmittag mit einem Bus, den Viktoria Köln kostenfrei als Unterstützung zur Verfügung stellte, auf zum Aachener Tivoli. Im Stadion erlebten die ukrainischen Nachwuchs-Fußballer mit knapp 8.000 weiteren Zuschauer*innen einen deutlichen 4:0-Sieg der deutschen Nachwuchsauswahl gegen Lettland vor toller Kulisse. Die Freude über den Stadionbesuch war der ukrainischen Stadtauswahl deutlichen anzumerken: Bei den Toren sprangen sie jubelnd auf und verabschiedeten mit der Deutschlandfahne schwenkend die deutsche U21-Mannschaft in die Katakomben.
„Das heutige Erlebnis, das wir den Jungen, auch dank der Unterstützung von Viktoria Köln, ermöglichen konnten, war wichtig, damit sie auf andere Gedanken kommen und sie nach allem was hinter ihnen liegt, einen Moment einfach nur Jugendliche sein konnten“, ist Rönz überzeugt.