FVM-Ehrenamtspreisträger 2019: Der Lohn eines beeindruckenden Engagements

Engagierte Ehrenamtler wirken oftmals im Hintergrund, doch ihre Taten haben zweifellos eine große Bühne verdient. Mit dem „FVM-Ehrenamtspreis“ würdigt der Fußball-Verband Mittelrhein jährlich langjähriges Engagement im Verein. Wolfram Kämpf stellt die FVM-Ehrenamtspreisträger des Jahres 2019, Petra Steinig und Nuri Kurt, vor.

FVM-Ehrenamtspreisträger 2019: Der Lohn eines beeindruckenden Engagements

Die Ideen für weitere Projekte werden Petra Steinig so schnell nicht ausgehen. „Ich habe noch einiges vor“, sagt die Geschäftsführerin des 1. FSV Köln 1899. Sie strotzt vor Tatendrang, dabei könnte sie sich eigentlich guten Gewissens zurücklehnen, oder besser gesagt, sich auf ihren Vollzeitjob als Sachbearbeiterin einer Unfallkasse konzentrieren. Schließlich hat die gebürtige Koblenzerin in den zurückliegenden 26 Jahren schon so manches Projekt angestoßen und ans Ziel gebracht. Ein Meilenstein für Petra Steinig und ihre Mitstreiter in den Reihen des Fusionsvereins, der 2013 aus dem FSV Köln-Nord und dem VfL Köln 1899 hervorging, war die Eröffnung des Kunstrasenplatzes im Jahr 2018. „Das war ein absolutes Highlight“, sagt Steinig, die als Zwölfjährige die Fußballschuhe an den Nagel hängen musste, weil es damals in ihrem Heimatort keine Mädchenmannschaft gab.

Seit 1994 ist sie ehrenamtlich für den Fußball im Einsatz. Damals hatte sie im FSV gerade eine sportliche Heimat für ihre beiden ältesten Söhne gefunden, als Hilfe bei der Ausrichtung einer Weihnachtsfeier benötigt wurde. Steinig krempelte die Ärmel hoch und packte an. Und das tat sie immer wieder. Sie organisierte Jugendturniere, wurde Beisitzerin im Jugendausschuss und Schriftführerin. Sie erwarb die C-Lizenz und machte eine Ersthelfer-Ausbildung. Seit 2015 ist die Mutter von vier inzwischen erwachsenen Söhnen nun Jugendleiterin und im Jahr darauf wurde sie auch Hauptgeschäftsführerin des Gesamtvereins, zu dem neben Fußballern auch Radsportler und Handballer zählen. An vier oder fünf Tagen kommt sie Woche für Woche auf die Anlage, um sich um ihren Klub zu kümmern. „Für mich ist das ein Ausgleich zu meinem Büro-Job“, erklärt die 49-Jährige. Und wenn es dann noch positive Rückmeldung gebe oder sie sehe, wie ein Team zusammenwächst, wisse sie, wofür sie sich den Stress antue. „Sie ist in unserem Verein eine nicht wegzudenkende Hilfe“, sagt Walter Schmitt, der Abteilungsleiter Fußball beim 1. FSV. Es gibt tatsächlich nur wenige Momente, in denen es ohne Petra Steinig laufen muss. „Wenn der FC spielt, muss alles andere warten“, sagt sie. 

Auch in der Nachwuchsabteilung des SV Schlebusch gibt es jemanden, ohne den kaum etwas läuft. Und das seit Jahrzehnten. Nuri Kurt ist seit mehr als 40 Jahren Jugendleiter des Leverkusener Vereins. Er hat Generationen von Kindern beim Einstieg in den Vereinsfußball begleitet. Von Amtsmüdigkeit ist trotz seiner inzwischen 86 Jahre nichts zu spüren. „Ach wo“, sagt er, „ich bin fit und mache weiter.“ Jeden Tag komme er schon morgens auf die Anlage, um nach dem Rechten zu schauen und abends sei er dann zumeist derjenige, der das Tor zum Platz abschließe. „Irgendwas ist immer zu tun“, sagt der Rentner, der seine Kindheit in der türkischen Metropole Istanbul verbrachte, ehe er mit Mitte 20 einen Zug nach Deutschland bestieg und in neues Leben aufbrach. Die Berufstätigkeit liegt nun hinter ihm, die ehrenamtliche Arbeit aber nicht. Schreibkram, Formulare, Spielerpässe - Kurt hat alles im Blick. „Wenn es kleinere Reparaturen zu erledigen gibt, mache ich das auch. Schließlich bin ich von Hause aus Handwerker“, so der gelernte Schlosser. Vor allem aber kümmert er sich um die alltäglichen Sorgen der Nachwuchsspieler und ihrer Eltern. „Ich mache das alles für die Kinder. Sie sind meine Welt und brauchen Unterstützung“, so der 86-Jährige.

Den Weg zum Fußball fand er wie auch Steinig durch die eigenen Kinder. Sein Sohn Ercihan wollte kicken und startete in einem Nachwuchsteam des SVS. „Sein Trainer war aber nicht sonderlich engagiert“, erinnert sich Kurt, der schnell selbst Verantwortung übernahm. Aus einem Vater, der eigentlich nur seinem sechsjährigen Sohn beim Fußballtraining zuschauen wollte, wurde ein Jugendtrainer und einige Jahre später der Jugendleiter des SVS. Sein Sohn Ercihan engagiert sich schon viele Jahre als Geschäftsführer des Klubs und Cetin, der andere Sohn, unterstützt den Senior immer, wenn Not am Mann ist. „Dadurch sehe ich meine beiden Söhne fast jeden Tag auf der Anlage“, sagt Nuri Kurt. Das schweiße zusammen, sagt er. Genau wie die Erfolge der Vergangenheit. Die Schlebuscher Jugendabteilung ist in den zurückliegenden Jahren auf rund 480 Kinder und Jugendliche in 22 Teams gewachsen. Dass Nuri Kurt für sein Engagement 2006 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurde und nun wie auch Petra Steinig den FVM-Ehrenamtspreis erhält, ist daher nicht verwunderlich, sondern schlicht Lohn eines beeindruckenden Engagements.

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