Die Vorfreude ist riesig. Endlich beginnt die EURO. Für viele Fans zählt die deutsche Nationalmannschaft nach enttäuschenden Leistungen in den vergangenen Jahren nun wieder zum erweiterten Favoritenkreis. Die jüngsten Ergebnisse unter Bundestrainer Julian Nagelsmann machen Hoffnung. Das liegt auch an drei Spielern, die im FVM groß geworden sind – Kai Havertz (24), Florian Wirtz (21) und Benjamin Henrichs (27).
„Es ist durchaus beachtlich, dass in einem 26er-Kader drei Spieler aus dem FVM stehen“, sagt Markus Schenk, der bis Ende 2023 Verbandssportlehrer im FVM und in dieser Funktion unter anderem bis 2016 für die U15-Mittelrheinauswahl verantwortlich war. „Mit Kai Havertz und Benjamin Henrichs habe ich über einen längeren Zeitraum zusammenarbeiten dürfen. Auch Florian Wirtz habe ich häufiger im jüngeren Jahrgang beobachten können. Bei allen dreien konnte man schon damals sehen, dass sie enormes Talent haben. Aber es gibt genügend Beispiels dafür, dass das nicht ausreicht, um es in die Weltspitze zu schaffen. Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Aber die drei sind ihren Weg gegangen.“
Florian Wirtz schon früh Weltklasse
Oliver Zeppenfeld, bis zuletzt Auswahltrainer der U15 des FVM, kann sich noch gut an die Zeit mit Florian Wirtz erinnern: „Ich weiß noch genau, wie wir vor einigen Jahren mit dem 2003er Jahrgang beim Turnier der Landesverbände in der Sportschule Wedau dabei waren. Flo Wirtz war Teil unseres Teams. Und nach unseren ersten drei Begegnungen gab es ein erstes Feedback-Gespräch mit den U-Nationaltrainern des DFB – und allen war direkt klar, dass Flo der überragende Spieler des Turniers war und uns zum Sieg geführt hat. Er hat auf dem Rasen Dinge gemacht, die niemand anderes konnte. Alle wussten, dass Flo seinen Weg machen wird.“
Auch eine andere Begebenheit hat Zeppenfeld bis heute nicht vergessen: „Wir führten gerade ein, dass die Mannschaft den Kapitän selbst wählt. Viele wollten, dass Flo Wirtz Spielführer der Mannschaft wird und haben ihn für diese Rolle vorgeschlagen. Aber Flo hat abgelehnt. Er wollte nicht Kapitän werden. Ich fand es damals beeindruckend, dass ein 14-Jähriger so eine klare Meinung hat und diese auch ganz deutlich kommunizieren konnte. An seinem Standing hat das nichts geändert. Flo war Kopf und Leader der Mannschaft. Er brauchte keine Kapitänsbinde, um das deutlich zu machen. Seine fußballerischen Qualitäten waren ausreichend.“
Wirtz begann seine Karriere in der Jugend von Grün-Weiß Brauweiler. Über den 1. FC Köln kam er schließlich zu Bayer 04 Leverkusen, wo er in dieser Saison die deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal gewann. Außerdem erreichte er mit dem Team das Finale der Euro League.
Kai Havertz hat sich in England durchgesetzt
Ähnlich herausragend waren die Leistungen von Kai Havertz und Benjamin Henrichs. „Als Kai damals zu uns kam, konnte man direkt erkennen, dass er versteht, wie man erfolgreich Fußball spielen muss“, sagt der frühere FVM-Verbandssportlehrer Schenk. „Ich habe insgesamt 36 Jahre in dieser oder ähnlichen Funktionen im Nachwuchsbereich gearbeitet und ich habe wenige junge Spielerinnen und Spieler gesehen, die schon in diesem Alter auf ähnlichem Niveau wie Kai gespielt haben. Er hat einfach ein Gespür dafür, in welche Räume er gehen muss, um in gute Abschlusspositionen zu kommen. Viele Bewegungsabläufe, die man heute bei ihm sieht, hat er schon damals bei uns umgesetzt.“
Für Schenk ist es nicht verwunderlich, dass Havertz sich inzwischen auch in England durchgesetzt hat: „Kai ist alleine schon aufgrund seiner körperlichen Statur kein typischer Strafraumstürmer. Aber er weiß genau, wie er seinen Körper einsetzen muss. Er hat etwas gebraucht, um sich im englischen Fußball durchzusetzen. Aber er hat es gepackt und das verwundert mich überhaupt nicht.“ Havertz ist bei Alemannia Mariadorf groß geworden. Über Alemannia Aachen und Bayer 04 Leverkusen in England beim FC Chelsea gelandet. Inzwischen trägt er das Trikot des FC Arsenal.
Erfolgreiche Umschulung von Benjamin Henrich
Einen besonderen Weg hat Benjamin Henrichs hinter sich, wie Schenk schildert: „Bei uns hat er damals noch vor allem im offensive Mittelfeld gespielt. Über seine Vereinstrainer in Leverkusen ist er etwas umgeschult worden und ist inzwischen sehr erfolgreich auf beiden Außenbahnen zuhause. Diese Rolle ist für ihn auch in der Nationalmannschaft vorgesehen. Benny war schon in der Mittelrheinauswahl ein toller Typ, der sich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt hat.“ Über die SpVg Porz-Gremberghoven in Köln führte Henrichs Weg zu Bayer 04, es folgte eine Auslandsstation bei der AS Monaco. Inzwischen ist Henrichs wieder in Deutschland und läuft für RB Leipzig auf.
Mit Salih Öczan (26) wird ein weiterer Spieler bei der EURO dabei sein, der ebenfalls seine Spuren in den Verbandsauswahlen des FVM hinterlassen hat. „Auch Salih hat fast alle Nachwuchsteams des FVM durchlaufen und schon damals mit seiner körperlichen Präsenz und seiner Spielübersicht geglänzt“, sagt Schenk. „Er hat sich dann vor einigen Jahren dafür entschieden, für die Türkei zu spielen und ist jetzt auch bei der Europameisterschaft dabei. In Dortmund kam er zuletzt nicht so häufig zum Einsatz, aber ich bin wirklich gespannt darauf, wie er sich in der Nationalmannschaft präsentiert. Auch Salih ist nicht nur ein toller Fußballer, sondern auch ein sehr bodenständiger Mensch mit Wurzeln am Mittelrhein.“
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