Bitburger-Pokal: Von Underdogs und Favoriten

Der Pokal hat seine eigenen Gesetze – eine Weisheit, die immer wieder mit Leben gefüllt wird. Sei es im DFB-Pokal, im Verbandswettbewerb oder auf Kreisebene. Aber der Pokal hat nicht nur seine eigenen Gesetze, manchmal präsentiert sich diese, aufgrund ihrer Dramaturgie, spannendste aller Wettbewerbsformen auch als echter Wunscherfüller.

Bitburger-Pokal: Von Underdogs und Favoriten

„Wir haben uns Fortuna Köln gewünscht und sind unglaublich froh, dieses Los auch gezogen zu haben“, sagt Bernd Knauf, Vorstandsmitglied des SV Wachtberg. Der kleine Verein aus der 20.000 Einwohner zählenden Gemeinde im Kreis Bonn hat das große Los gezogen und empfängt in der ersten Runde des diesjährigen Verbandspokals mit Drittligist Fortuna Köln den ranghöchsten Teilnehmer im Wettbewerb. „Die Planungen laufen auf Hochtouren. Es ist jede Menge Arbeit, aber die machen wir gerne. Für uns ist es das Spiel des Jahrzehnts“, beschreibt Knauf, der am Samstag (16 Uhr) rund 1.000 Zuschauer im Waldstadion erwartet. Schon am Sonntag machte sich Uwe Koschinat ein Bild von den Gegebenheiten in Wachtberg. Am Tag nach dem 1:1 seiner Fortuna gegen den Halleschen FC besuchte der Trainer der Südstädter das Heimspiel des SV gegen St. Augustin (3:1) und sah „eine junge Mannschaft, die einen guten Ball spielt.“ Inwiefern die Wachtberger ihre spielerischen Qualitäten gegen die Fortuna-Profis ausspielen können, scheint allerdings fraglich, denn „natürlich ist die Fortuna haushoher Favorit. Aber der ganze Verein hat riesigen Spaß und unsere Jungs haben nichts zu verschenken“, bekräftigt Knauf, der natürlich betont, dass der Pokal schließlich seine eigenen Gesetze habe.

Zwei ligainterne Duelle – Kreispokalsieger genießen Heimrecht

Als einziger Kreisliga-Vertreter hat der SV Helpenstein aus dem Kreis Heinsberg den Sprung in den Bitburger-Pokal auf Verbandsebene geschafft. Ein Heimspiel bescherte die Auslosung dem Tabellendritten der Kreisliga A allerdings nicht. Die Reise geht zum Landesligisten GFC Düren 99, der als Pokalsieger des Kreises Düren Heimrecht genießt (Sonntag, 15 Uhr). Für Helpensteins Trainer Frank Fretz aber kein Problem: „Wir bringen so viele Zuschauer mit, dass wir ein Heimspiel in Düren haben werden.“ Auch sportlich sieht der 49-Jährige sein Team nicht zwangsläufig im Nachteil: „Klar hat Düren Qualität, aber ich hoffe, unser Plan geht auf und wir können den Gegner überraschen. Denn wir wollen das Spiel gewinnen.“

Dieses Ziel verfolgt auch Mittelrheinligist SV Bergisch Gladbach 09. Als Sieger des Bitburger-Kreispokals Berg empfangen die 09er den Landesligisten SV Deutz 05 (Sonntag, 15 Uhr). „Ein Heimspiel ist im Pokal sicher ein Vorteil“, weiß SV-Trainer Tomas Zdebel, der die Deutzer beobachtete und beim Gegner „ordentliche Qualität in der Offensive“ ausmachte. „Wir wissen, was auf uns zukommt und werden das Spiel mit dem nötigen Selbstvertrauen angehen“, betont Zdebel. Natürlich hätte man sich auch bei den Gästen aus Deutz über ein Heimspiel gefreut. Chancenlos tritt man die kurze Reise zum Mittelrheinligisten nach Bergisch Gladbach aber nicht an, wie der Sportliche Leiter Oliver Thoss betont: „Von Woche zu Woche spielen wir besser. Die jüngsten Leistungen machen Mut.“

Bei gleich zwei ligainternen Duellen ist in der ersten Runde Spannung geboten: In Wiehl bekommt es Landesligist FV Wiehl 2000 mit dem Ligakonkurrenten GKSC Hürth zu tun (Sonntag, 15.15 Uhr). Dabei sinnen die Hausherren auf Revanche, denn am 5. Spieltag der noch jungen Saison verlor der FV beim Aufsteiger in Hürth mit 1:3. „Ich bin sehr froh, dass wir diesmal zuhause spielen. Denn auf eigenem Platz sind wir seit knapp einem Jahr ungeschlagen“, sagt Trainer Ingo Kippels, der sich über das erneute Wiedersehen mit seinem Ex-Spieler Maximilian Jeschonnek freut. „Ich habe Max zehn Jahre lang trainiert und freue mich, dass er zurück in die Heimat kommt. Diesmal aber gerne ohne Tor“, lacht Kippels. Auf der Gegenseite würde sich GKSC-Trainer Sebastian Neumann-Rystow sicher freuen, wenn sein Neuzugang, wie in der Liga, auch im Pokal gegen die alten Kollegen treffen würde.

Der zweite Liga-Vergleich auf Augenhöhe steigt im Duell zwischen den langjährigen Rivalen VfL Vichttal und Germania Teveren (Sonntag, 15 Uhr). „Teveren ist für uns ein echter Angstgegner. Allerdings gilt das nur für Auswärtsspiele“, betont Abteilungsleiter Dominic Wirtz. Kurios: nur vier Tage nach dem Pokalduell treffen beide Teams im Meisterschafts-Nachholspiel erneut aufeinander. „Eine andere Konstellation wäre sicher besser gewesen, aber wir freuen uns auf zwei heiße Duelle“, sagt Wirtz, dessen VfL die Landesliga Staffel 2 verlustpunktfrei anführt. Doch auch die Germania aus Teveren ist gut in die Saison gestartet und kassierte bislang erst einen Gegentreffer.

Einen klasse Saisonstart legte auch der TuS Mechernich hin. Als Aufsteiger mischen die Eifeler in der Bezirksliga Staffel 3 oben mit. Im Pokal erwarten die Mechernicher mit dem Bezirksligisten 1. FC Niederkassel (Staffel 2) eine, laut TuS-Trainer Guido Mertens, durchaus lösbare Aufgabe: „Die Auslosung ist für uns ein Glücksfall. Denn auf unserer Asche tut sich jeder Gegner schwer“, weiß Mertens um die besonderen Bedingungen, die seinem Team am Sonntag (15 Uhr) zum Erfolg verhelfen sollen.

Regionalligisten spielen unter der Woche

Da am Wochenende in der Regionalliga West der zwölfte Spieltag ausgetragen wird, werden die drei Regionalligisten aus dem Verbandsgebiet ihre Erstrundenspiele im Laufe der kommenden Woche nachholen. Während Aufsteiger Bonner SC am Dienstag (19.30 Uhr) beim Landesligisten FC Düren-Niederau gastiert, ist Titelverteidiger Viktoria Köln beim Bezirksligisten TuS Rheinland Dremmen (Termin noch offen) gefordert. Zum dritten Mal nach 2012/13 und 2014/15 stehen sich der FC Wegberg-Beeck und Alemannia Aachen im Bitburger-Pokal gegenüber (Mittwoch, 02. November, 19 Uhr). In Erinnerung geblieben ist besonders das letzte Pokalduell beider Teams, in dem sich die Alemannia trotz zwei früher Roter Karten mit 1:0 durchsetzen konnte. Das Tor des Tages erzielte damals Sahin Dagistan. Der stürmt jetzt allerdings für den Mittelrheinligisten aus Wegberg und würde seine alten Kollegen vom Tivoli wohl nur allzu gerne aus dem Pokal kegeln. Und die Chance besteht, denn bekanntlich hat der Pokal seine eigenen Gesetze. (sk)

Das sind die Partien der 1. Runde im Überblick

FV Bad Honnef (BL) - SV SW Nierfeld (LL)

SC Brühl (LL) - FV Bonn-Endenich (LL)

SSV Merten (LL) - Siegburger SV 04 (ML)

DJK FV Haaren (BL) - Hilal-Maroc Bergheim (ML)

TSC Euskirchen (ML) - SV Rott (BL)

SV Bergisch Gladbach 09 (ML) - SV Deutz 05 (LL)

FC Wegberg-Beeck (ML) - Alemannia Aachen (RL)

SG GFC Düren 99 (LL) - SV Helpenstein (KLA)

FC Pesch (LL) - Viktoria Arnoldsweiler (ML)

TuS Mechernich (BL) - 1. FC Niederkassel (BL)

SV Wachtberg (BL) - Fortuna Köln (3. Liga)

FC Düren-Niederau (LL) - Bonner SC (RL)

FV Wiehl 2000 (LL) - GKSC Hürth (LL)

VfL Vichttal (LL) - FC Germania Teveren (LL)

FC Leverkusen (BL) - TV Herkenrath (ML)

TuS Rheinland Dremmen (BL) - FC Viktoria Köln (RL)

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