Viktoria Köln vor Bayern-Duell: "Mutig agieren"

Viktoria Köln vor Bayern-Duell: "Mutig agieren"

Nicht nur für den gebürtigen Münchner Christoph Greger vom Drittligisten Viktoria Köln ist das DFB-Pokalspiel gegen den FC Bayern München heute eine ganz besondere Partie. Im Interview spricht der 25 Jahre alte Abwehrspieler über die Außenseiterrolle und den Plan, wie der Favorit geärgert werden soll.

Vor inzwischen drei Monaten hatte Ex-Nationalspieler Kevin Großkreutz mit dem FC Bayern München das Traumlos für den FC Viktoria Köln gezogen. Können Sie sich noch an Ihre erste Reaktion nach der Auslosung erinnern, Herr Greger?

Christoph Greger: Meine Frau und ich befanden uns zum Zeitpunkt der Auslosung im Griechenland-Urlaub und konnten es kaum glauben, als uns Bayern München zugelost wurde. In der WhatsApp-Gruppe des Teams wurden direkt fleißig Nachrichten geschrieben. Für uns alle ist es ein Riesengeschenk, gegen eine der besten Mannschaften der Welt spielen zu dürfen.

Wie sehr haben Sie sich als gebürtiger Münchner über das Los gefreut?

Greger: Total. Ich bin in eine "rote" Familie hineingeboren worden, aber mit neun Jahren zum TSV 1860 München in die Jugendabteilung gewechselt. Dort war ich ungefähr zehn Jahre und dort wurde mir auch das "blaue" Gen eingeimpft. (lacht) Von daher ist es für mich aus beiden Perspektiven ein besonderes Spiel.

Hatten Sie einen anderen Gegner auf Ihrer Wunschliste?

Greger: Ich bin ohne jegliche Wunschgedanken in die Auslosung gegangen. Als dann immer mehr Mannschaften weg waren und sich ein mögliches Duell mit den Bayern anbahnte, schielte ich auch darauf.

Die Partie wird im RheinEnergie-Stadion, der eigentlichen Spielstätte des 1. FC Köln, ausgetragen und ist bereits seit Wochen ausverkauft. Haben Sie in Ihrer Laufbahn schon einmal vor so einer großen Kulisse performt?

Greger: Nein, aber nicht nur für mich, sondern auch für die meisten Spieler in unserem Team wird es eine neue Erfahrung, die wir mit großer Vorfreude angehen werden. Wohl nur unser Kapitän Marcel Risse, der viele Jahre für den FC am Ball war, und Angreifer Robin Meißner, der mit dem Hamburger SV vor solchen Kulissen schon gespielt hat, betreten kein Neuland.

Was waren die bisherigen Höhepunkte in Ihrer Laufbahn?

Greger: Mit der U 19 des TSV 1860 München hatte ich 2016 im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft bei Borussia Dortmund im großen BVB-Stadion vor mehr als 15.000 Zuschauer*innen gespielt. Der Aufstieg mit der SpVgg Unterhaching in die 3. Liga und dort das erste Derby gegen die "Löwen" vor ausverkauftem Haus in Unterhaching werden mir in Erinnerung bleiben.

Vor einem Jahr steuerten Sie im DFB-Pokal beim 2:3 nach Verlängerung gegen den Bundesligisten TSG Hoffenheim ein Tor und eine Vorlage bei. Welche Erinnerungen haben Sie noch daran?

Greger: Mit dem Tor und einer Vorlage war es in der Tat für mich ein verrücktes Spiel. (lacht) Wir hatten die TSG am Rande einer Niederlage. In der 90. Minute hatten wir den Siegtreffer auf dem "Kopf", sind dann leider in der Verlängerung ausgeschieden. Allerdings ist der FC Bayern München noch mal eine andere Hausnummer.

Sie werden es als Abwehrspieler voraussichtlich mit Sadio Mané, Serge Gnabry, Leroy Sané oder Thomas Müller zu tun bekommen. Wie bereiten Sie sich vor allem mental auf diese Duelle vor?

Greger: Seitdem ich in Köln bin, haben wir bereits mehrere Testspiele gegen Bundesligisten bestritten und Erfahrungen gesammelt. Gegen die Bayern werden wir viel laufen und gegen den Ball arbeiten müssen. Wenn wir als Team kompakt dagegenhalten, können wir dennoch eine gute Figur abgeben.

In der Meisterschaft sprang am vergangenen Wochenende gegen Ihren Ex-Verein und Tabellenführer TSV 1860 München ein beachtliches 1:1 heraus. Wie sehr macht das Ergebnis Mut für das Duell mit dem FC Bayern?

Greger: Mut ja, aber es ist noch einmal etwas ganz anderes, ob man gegen den TSV 1860 oder den FC Bayern München spielt. Die "Löwen" sind sehr gut in die Saison gestartet und haben bei uns die ersten Punkte liegengelassen. Wir waren mehr als nur auf Augenhöhe, lagen lange Zeit in Führung. Daher war es ärgerlich, dass wir nicht den Dreier geholt haben. Gegen den FC Bayern gehen wir dagegen als der klare Underdog in die Partie.

Für welche der beiden Partien mussten Sie für Ihre Freunde oder Bekannten mehr Karten besorgen?

Greger: Die Anfragen für das DFB-Pokalspiel waren definitiv größer. Die Partie gegen 1860 haben meine Eltern zum Beispiel noch in München im TV verfolgt, werden heute aber im Stadion sein. Es war schon witzig, wie viele Leute sich nach der Auslosung bei mir gemeldet hatten. (lacht)

Ihr Kapitän Marcel Risse und auch Trainer Olaf Janßen hatten in Ihrer Laufbahn bereits einige Berührungspunkte mit den Bayern. Können beide wertvolle Tipps geben?

Greger: Mit Sicherheit. Marcel Risse hat ja selbst sehr oft im Kölner Stadion gespielt, kennt also bereits das Umfeld. Und dass unser Trainerteam sich wieder einen Plan zurechtlegen wird, daran habe ich keinen Zweifel.

Wie will die Viktoria auftreten, um den deutschen Rekordmeister möglichst zu ärgern?

Greger: Trotz der ungleichen Voraussetzungen müssen wir mutig agieren und eine couragierte Leistung auf den Platz bringen. Wenn wir nur die Bälle wegschießen, wird es schwierig werden. Wir müssen versuchen, zu unserem Spiel zu finden, auch wenn uns dafür wenig Raum und Zeit zur Verfügung stehen wird. Aber natürlich wird es ausschlaggebend sein, wie gut wir als Einheit verteidigen.

Borussia Mönchengladbach erkämpfte zuletzt ein 1:1 in der Allianz Arena. Kann sich Ihre Mannschaft daran ein Beispiel nehmen?

Greger: Ich habe mir die Partie angeschaut. Statistisch war FC Bayern München in allen Bereichen überlegen. Die Borussia hat stark verteidigt und sich einige gute Umschaltmomente erarbeitet. Wenn wir auch nur annähernd eine ähnliche Leistung abliefern, wäre ich super zufrieden.

Gladbachs Schlussmann Yann Sommer stellte mit 19 Paraden einen neuen Bundesligarekord seit der Datenerfassung auf. Trauen Sie etwas Ähnliches auch den Torhütern der Viktoria zu?

Greger: Wir haben mit Ben Voll und Elias Bördner zwei sehr talentierte Torhüter im Kader. Beide haben bereits bewiesen, zu welchen Leistungen sie in der Lage sind. Klar ist, dass wir gegen die Bayern auch eine sehr gute Torwartleistung benötigen. Ich traue beiden definitiv zu, dass sie über sich hinauswachsen können.

In wenigen Wochen heißt es beim Münchner Oktoberfest erstmals seit drei Jahren wieder "O'zapft is". Mal ehrlich: Wie gerne würden Sie als Bayern-Bezwinger auf der Wies'n auftauchen?

Greger: Das sind ja gleich zwei Eventualitäten in einer Frage. (lacht) Dass wir die Partie gewinnen und dann auch noch für das Oktoberfest freibekommen werden, ist doch sehr unwahrscheinlich. Für eine Sensation gegen den FC Bayern müsste schon sehr viel zusammenkommen. Aber sollte sich die Chance ergeben, werden wir sie ergreifen. Es gilt, das Spiel zu genießen und das Beste aus uns herauszuholen.

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