Viktoria Köln ist Bitburger-Pokalsieger 2018!

Viktoria Köln ist Bitburger-Pokalsieger 2018!

Bonn. Olaf Janßen hatte einiges abbekommen. Wasser, isotonische Drinks und Bier. Dennoch stand der Trainer des Regionalligisten FC Viktoria Köln auf der Tartanbahn des Bonner Sportparks Nord und strahlte über beide Ohren. „Die Jungs haben mich voll erwischt“, sagte er, zupfte sein durchnässtes Hemd zurecht und fuhr fort: „aber das gehört wohl dazu, wenn man einen Titel gewinnt.“ In seiner Trainerkarriere war dies eine Premiere. Und zwar eine, die es in sich hatte. Das Kölner Team hatte 120 Minuten gebraucht, um den Ligarivalen Alemannia Aachen mit 2:0 (0:0) n.V. zu bezwingen und den Bitburger-Pokal 2018 zum vierten Mal nach 2014, 2015 und 2016 ins rechtsrheinische Köln zu holen.

„Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Ich habe aber auch großen Respekt für die Leistung der Aachener“, sagte Janßen. Das sah auch sein Trainerkollege aus der Kaiserstadt nicht anders. „Die Jungs haben das super gemacht. Sehr diszipliniert gespielt und nachher noch die zweite Luft gekriegt. Aber wir haben uns für dieses Engagement leider nicht belohnt“, erklärte Fuat Kilic nach einem Finale voller Leidenschaft, Spannung und Emotionen.

FVM-Präsident Alfred Vianden hatte den beiden beteiligten Trainern zuvor genau so ein Highlight versprochen, und wer an diesem Mai-Nachmittag bei weiß-blauem Himmel und 27 Grad Celcius den Bonner Sportpark Nord betrat, der spürte, dass Vianden richtig liegen sollte. Die Haupttribüne war unter anderem dank der Viktoria-Anhänger gut gefüllt und die Gegengerade leuchtete im Gelb der Alemannia-Fans. „Die Kulisse war traumhaft“, sagte Vianden später. Und er vergaß auch nicht, die Kraftanstregung der vielen Organisatoren und Helfer zu erwähnen: „Was diese Leute geleistet haben, ist unglaublich. Manche waren schon heute früh um 6 Uhr vor Ort.“

Die Akteure auf dem Platz schien dieser Rahmen zu beflügeln. Es entwickelte sich eine Partie mit einigen Torchancen. Dabei hatten die Aachener, die in der Liga dem Vizemeister aus Köln mit 2:4 und 0:4 unterlegen gewesen wären, auf die allseits erwartete Taktik gesetzt: Sie bemühten sich darum, den Spielaufbau der Kölner zu stören. Vor allem aber initiierten sie - wann immer möglich - über Mergim Fejzullahu oder Junior Torunarigha Konter. Der technisch versierte Fejzullahu hatte in der 15. Minute dann auch die Chance auf das 1:0, doch Sebastian Patzler parierte seinen Schuss aus kurzer Distanz. Zuvor hatte der rechtzeitig vor der Partie wieder genesene Viktoria-Kapitän Mike Wunderlich beinahe aus der Drehung die Führung erzielt. Aber auch er fand im gegnerischen Keeper Mark Depta seinen Meister (13.).

Insgesamt hatte das Team aus Köln-Höhenberg mehr vom Spiel und Timm Golley hatte auch eine weitere Gelegenheit, den ersten Treffer des Tages zu erzielen. Doch sein Kopfball war leichte Beute für Depta (26.). Es ging munter weiter. Tobias Willers verschätzte sich bei einem langen Ball in den Strafraum der Viktoria, aber Fejzullahu brachte das Spielgerät nicht richtig unter Kontrolle. Dann zögerte auf der anderen Seite Felix Backszat zu lange mit seinem Abschluss und schließlich scheiterte Golley mit seinem Schuss aus der Distanz am Aachener Keeper. So ging es ohne Treffer in die Kabine. „Wir haben uns auf die einfachen Dinge konzentriert. Gut verteidigt und gekontert. Den Kölnern fehlten die Ideen, um wirklich durchzubrechen“, fand Alemannia-Akteur Maurice Pluntke.

Anschließend erhöhten die Kölner aber den Druck. Wunderlich (50.), Backszat (53./71.) und Simon Handle (58.) verpassten allerdings erneut das 1:0. Und bei Golleys Distanzschuss reagierte Depta erneut stark (73.). Die Konter der Aachener hatten zu diesem Zeitpunkt längst an Tempo, Entschlossenheit und Präzision verloren. Vor allem aber waren sie inzwischen äußerst selten geworden. Dem Powerplay der Kölner konnten die Aachener nur dank ihrer Kopfballstärke und dem überragenden Depta im Tor standhalten. Einziges Lebenszeichen der Alemannia-Offensive war eine Chance für Torunarigha (82.). Das konnte eigentlich nicht gutgehen. Ging es aber. Aachen wurde kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit sogar wieder munterer und brachte das 0:0 in die Verlängerung.

Nun wurde das Spiel offener. Wohl auch, weil beide Teams den hohen Temperaturen Tribut zollen mussten und sich häufiger Fehler einschlichen. Nach 99 Minuten vergaben die Alemannia-Akteure Nils Winter und der eingewechselte Kai Bösing dann binnen weniger Sekunden zwei hochkarätige Chancen. „Wir hätten dieses Spiel verlieren können“, gestand Janßen ein. Doch zum entscheidenden Punch holte schließlich seine Elf aus: Willers schlug einen langen Ball in den Aachener Strafraum, fand den eingewechselten Sven Kreyer und der Viktoria-Angreifer vollendete mit einem direkten Schuss ins kurze Eck (109.). „Ich dachte eigentlich, der Ball würde abgefangen, aber er wurde immer länger und dann habe ich einfach den Fuß hingehalten“, sagte der Torschütze. Und als Wunderlich tief in der Nachspielzeit den Ball zum 2:0 im verwaisten Tor des nach vorne gegangenen Torhüters Depta unterbrachte, war allen klar, dass nun eine kurze Nacht in Höhenberg folgen würde. „Wir werden jetzt erstmal mit den Fans feiern, dann in der Kabine Party machen und danach bei uns in Köln weitermachen“, kündigte Kreyer an. Für seinen Trainer Janßen konnte das nur bedeuten, dass er nicht zum letzten Mal nass gemacht worden war.

Alemannia Aachen: Depta, Winter, Heinze, Pluntke, Pütz (97. Bösing), Lippold, Torunarigha (83. Mickels), Fejzullahu, Mohr, Hackenberg, Fiedler (77. Damaschek).

Viktoria Köln: Patzler, Backszat (103. Lohmar), Handle (90. Eichmeier), Wunderlich, Lang, Holzweiler (58. Kreyer), Golley, Koronkiewicz, Saghiri, Lanius, Willers.

Tore: 0:1 Kreyer (109.), 0:2 Wunderlich (120.+5).
Zuschauer: 5478.
Bes. Vorkommnisse: 113. Rot für Mickels (Aachen/Tätlichkeit).

Text: Wolfram Kämpf
Foto: Carlos Albuquerque

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