Niederkasseler und Hennefer Nachwuchskicker sind nachhaltigste Fußballteams Deutschlands

Niederkasseler und Hennefer Nachwuchskicker sind nachhaltigste Fußballteams Deutschlands

Nicht nur in der Tabelle in ihrer Fußball-Liga in Niederkassel bzw. Hennef wissen die U10 der Spielvereinigung Lülsdorf-Ranzel und die U9 des SSV Happerschoß zu brillieren, auch in einem anderen Wettbewerb stehen beide Teams ganz vorne. Die Mannschaften aus dem Rhein-Sieg-Kreis nehmen seit dem Saisonbeginn an der „Waldkicker Liga“ mit fast 50 anderen Mannschaften teil. Hierbei geht es jedoch nicht um Tore und Ballkontakte, sondern ein nachhaltiges Verhalten in den Trainings- und Spielbetrieb zu integrieren.

Was hochtrabend klingt, setzen die Kicker in einfachen Aktionen um. Mit Fahrgemeinschaften oder dem Fahrrad zum Training fahren oder die Verwendung von Mehrweg-Trinkflaschen sind einfache Maßnahmen, für die es die ersten Punkte gibt. „Das ist inzwischen Gewohnheit bei uns geworden“, berichtet Arkadius Sobel, Geschäftsführer und Trainer der U10 der Spielvereinigung Lülsdorf-Ranzel. „Häufig treffen wir uns auch eine halbe Stunde vor Trainingsbeginn und sammeln Müll. Seit Aktionsbeginn trennen wir an den Spieltagen den Abfall in drei Behältern.“ Darüber hinaus wurde bereits mehrfach Müll im Stadtgebiet gesammelt.

In einem Aktionskatalog sind die jeweiligen Maßnahmen kurz beschrieben. Für jede Maßnahme muss als Beleg ein Foto eingereicht werden. Insgesamt sind rund 25 Maßnahmen beschrieben, die zu Punkten für die Tabelle führen. Viele Punkte erzielen die Teams für Maßnahmen, die auch das Teamgefühl stärken. „Für die Jungs war sicherlich die gemeinsame Busfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Auswärtsspiel nach Hennef ein tolles Erlebnis“, erzählt Alrik Kämpfert, Trainer der U9 des SSV Happerschoß. Daneben wurden von den SSVlern noch Geschenke für bedürftige Kinder zu Weihnachten gesammelt und ein Mannschaftsbaum gepflanzt. „Vor allem die Eltern leisten einen großen Beitrag, damit die Maßnahmen umgesetzt werden können, aber auch Trainer aus anderen Altersklassen unterstützen uns“.

„Als wir im Herbst acht Bäume pflanzen wollten, müssten wir die Jungs bremsen, sonst wären die Bäume zwar schnell eingegraben, aber leider nicht an der richtigen Stelle“, lächelt Sobel. Besonders gern erinnert sich der U10-Trainer daran, wie bei einem Sonntagmorgen-Lauf (Multisport-Aktion) auf einmal drei Väter mitgelaufen sind, was zur festen Einrichtung wurde.

„Das Thema Nachhaltigkeit wurde durch die Teilnahme bei den Waldkicker bei uns im Team erst richtig präsent. Meine Kids setzen sich durch die wöchentlichen Aktionen mit dem Thema auseinander und fangen an, den Grund hinter den Maßnahmen zu verstehen. Sei es z.B. durch die Nutzung von Mehrwegflaschen beim Training/Spiel oder die bewusste Mülltrennung“, so Alrik Kämpfert.

Der Einsatz der jungen Kicker wird durch die Waldkicker-Liga honoriert. Zu „Saisonbeginn“ erhielten alle Mannschaften einen Trikotsatz mit 15 Trikots sowie Bälle als Weihnachtspräsent für die Kids. Das größte Highlight folgt allerdings noch. Die besten acht Mannschaften werden nach Hoffenheim eingeladen, wo das Finale der Liga stattfinden wird. Neben einem Nachhaltigkeitsquiz steht aber auch das Kicken des Balls im Fokus – allerdings wird dabei insbesondere auf Fair Play geachtet. „Ich habe gehört, dass die Organisatoren versuchen, für die Kids noch Eintrittskarten für das letzte Bundesliga-Spiel am Tag zuvor zwischen Hoffenheim und Bayern München zu spendieren. Das wäre natürlich ein Traum“, so Arkadius Sobel.

Beide Trainer sind sich dabei einig, dass man die Waldkicker-Liga weiterempfehlen kann: „Die Liga ist einfach eine coole Sache. Empfehlung? Definitiv!“

 

Kurzinterview mit Jannis Wiora (Head of Operations Waldkicker- Non-Profit Organisation):

Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Wir haben Überlegungen angestellt, wie man das Thema Nachhaltigkeit über den Fußball spielerisch der jungen Generation näherbringen kann

Wie bewerten Sie den bisherigen Verlauf „der Saison“?
Die Saison läuft sehr gut und wir sind sehr glücklich darüber, wie die Teams nachhaltige Aktionen umsetzen. Wir können jetzt schon feststellen, dass die Idee funktioniert und angenommen wird. Wir sehen aber auch viele Potenziale, um das Projekt weiter zu verbessern. Der Anpfiff ist erfolgt und der Start geglückt... die Reise beginnt aber erst.

Welche Zielsetzung verfolgen Sie mit dem Projekt?
Das Ziel der Waldkicker ist es, Kinder im Alter zwischen 6 und 10 Jahren für Klima- und Naturschutz sowie soziale Verantwortung zu begeistern. Wir möchten den Kids zeigen, was sie gemeinsam mit kleinen Aktionen bewirken können.

Welche Verbesserungspotenziale sehen Sie?
Ein wichtiger Punkt ist die Motivation bei allen Waldkicker-Teams über die gesamte Saison hochzuhalten. Wir merken, dass es weitere Anreize braucht, um die Teams zu motivieren sich zu engagieren und viele Teams weitere Unterstützung benötigen, wie sie erfolgreich an der Waldkicker-Liga teilnehmen können.

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