Nachhaltigkeitspreis für Vorwärts Spoho 98: ,,Weg konsequent weitergehen"

Nachhaltigkeitspreis für Vorwärts Spoho 98: ,,Weg konsequent weitergehen"

Vorwärts Spoho 98 ist ein ganz besonderer Fußballverein aus Köln. Denn die Verantwortlichen haben das Thema Nachhaltigkeit fest in der DNA des Klubs verankert. Dieses Engagement ist nun erneut belohnt worden - mit der Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises. Was zeichnet den Verein aus? FUSSBALL.DE geht auf Spurensuche.

Es war mitten in der Coronapandemie. Im Frühjahr 2021. Lea Wippermann, 2. Vorsitzende von Vorwärts Spoho 98, saß zuhause und machte sich Gedanken, wie der Verein nachhaltiger agieren könnte. Während eines Online-Seminars hatte sie dann die Idee, die vieles verändert hat: Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Vorstand von Vorwärts Spoho hat sie innerhalb des Vereins die AG Nachhaltigkeit gegründet.

 

,,Auszeichnung macht uns stolz"

Was mit einem einfachen Gedanken begann, hat sich inzwischen zu einem wegweisenden Projekt entwickelt. Vorwärts Spoho hat sich in diesem Bereich deutschlandweit in die Pole Position gebracht. Ende des vergangenen Jahres hat der Klub den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Sportvereine und -verbände im Amateursegment verliehen bekommen. Mehr geht kaum.

Aber was macht der Verein anders? Was macht er besser? Oder kann man das nicht so pauschalisieren? ,,Zunächst ist es so, dass der Preis unser Engagement würdigt, das Thema Nachhaltigkeit fest in die Werte des Vereins aufzunehmen und es selbstverständlich auch zu leben“, sagt Wippermann. ,,Diese Auszeichnung macht uns stolz und bestärkt uns darin, unseren nachhaltigen Weg konsequent weiterzugehen und gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern sowie Unterstützerinnen und Unterstützern noch mehr zu bewegen.“

Wippermann ist es wichtig zu betonen, dass es um eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie geht. Nicht nur die ökologischen Aspekte stehen immer im Fokus. Deshalb legt man bei Vorwärts Spoho besonderen Wert darauf, auch in ökonomischer und sozialer Hinsicht Verantwortung zu übernehmen.

In der Theorie klingt das nachvollziehbar. Aber wie funktioniert die Umsetzung in die Praxis? Bei der Ausrüstung ist es am besten nachvollziehbar. Trikots, Shirts und Trainingsanzüge bestehen bei Vorwärts Spoho nur noch aus recyceltem Polyester und sind unter fairen Arbeitsbedingungen entstanden - genauso wie die Bälle, die neu angeschafft werden. Zudem werden Trainingsanzüge nicht mehr mit Nummern oder Initialien beflockt - so können sie besser an die nachfolgenden Generationen weitergegeben werden.

Auch im Vereinsheim und auf der gesamten Anlage hat sich vieles verändert. Im Kühlschrank stehen Bio-Kaltgetränke, die Würstchen vom Grill stammen vom Bio-Metzger um die Ecke, der auf regionale Ware spezialisiert ist. Die Flutlichter und die gesamte weitere Beleuchtung wurden auf LED umgestellt. Selbstverständlich sind alle Bereiche mit Bewegungsmeldern ausgestattet, so dass Strom wirklich nur verbraucht wird, wenn er nötig ist. Es gibt noch viele weitere Beispiele, die nach und nach umgesetzt wurden, um den Verein nachhaltig aufzustellen.

 

,,Eine Begegnungsstätte für alle"

Den Verantwortlichen ist in diesem Bereich auch die soziale Nachhaltigkeit besonders wichtig. Fair Play steht über allem, wie Wippermann betont: ,,Wir wollen nicht, dass die Eltern bei Jugendspielen am Rand stehen und möglicherweise herumpöbeln. Auch unsere Trainerinnen und Trainer sind selbstverständlich angehalten, sich respektvoll zu verhalten. Wir wollen, dass unsere Anlage eine Begegnungsstätte für alle ist. Wir leben Vielfalt und Toleranz. Bei uns ist jede und jeder willkommen, die oder der sich mit unseren Werten identifizieren kann.“

Um auch Fußballerinnen und Fußballern, die finanziell nicht so gut aufgestellt sind, den Zugang zum Verein zu ermöglichen, wurde ein sozialer Fördertopf ins Leben gerufen. Jedes Mitglied zahlt monatlich zwei Euro ein. Weitere Einnahmen werden zum Beispiel durch den Verkauf alter Trainingsklamotten oder durch Tombolas bei Vereinsfesten generiert.

 

Homophobe Reaktionen auf Regenbogen-Eckfahnen

Für heftige Reaktionen hat die Maßnahme gesorgt, dass das Spielfeld seit einiger Zeit durch Eckfahnen in Regenbogenfarben begrenzt wird. ,,Das hat leider schon häufiger zu homophoben Reaktionen bei den Gastmannschaften geführt“, sagt Wippermann. ,,Es kam vor, dass die Gegner beim Torjubel die Fahnen herausgezogen und weggeworfen oder sogar bespuckt haben. Das geht selbstverständlich überhaupt nicht und wird bei uns in keiner Weise toleriert. Innerhalb unseres Vereins kam die Diskussion auf, ob wir wirklich weiterhin die Regenbogen-Eckfahnen nutzen wollen. Wir haben sehr schnell entschieden, dass wir es gerade aufgrund solcher Reaktionen weiterhin tun werden. Alles andere wäre ein völlig falsches Zeichen. Homophobie und jegliche Art von Diskriminierung hat bei uns keinen Platz.“

Seit Anfang des Jahres hat Vorwärts Spoho eine Inklusionsmannschaft in den Verein integriert. Menschen mit und ohne Handicap treffen sich derzeit einmal in der Woche, um gemeinsam Fußball zu spielen. Den Verantwortlichen ist es ein Anliegen, dass der Verein eine Heimat für alle ist: Dazu zählen selbstverständlich auch Menschen mit Einschränkungen, denen bisher noch kein passendes Angebot gemacht werden konnte. Das ist jetzt endlich anders.

Weil vieles davon nicht alltäglich ist, war der Deutsche Nachhaltigkeitspreis nicht die einzige Auszeichnung in der jüngeren Vergangenheit. Bereits 2022 hat der Klub das Nachhaltigkeitszertifikat des TÜV erhalten - als zweiter Amateurverein in Deutschland überhaupt. Das Zertifikat ist drei Jahre gültig und wird jährlich überprüft. Wippermann sagt: ,,Es läuft dieses Jahr aus, und wir werden es uns nicht mehr leisten können, uns weiter zu zertifizieren, weil dies sehr teuer ist.“

 

Autor/-in: Martin Schwartz
Foto: Fußball.de
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