Koalitionsvertrag: Auswertung aus Sicht des DFB und FVM

Koalitionsvertrag: Auswertung aus Sicht des DFB und FVM

CDU und CSU sowie SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag verständigt. Damit ist nun auch klar, welche der zehn sportpolitischen Forderungen vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und seiner 21 Landesverbände von der neuen Bundesregierung übernommen wurden. 

Der DFB bewertet den Koalitionsvertrag im Bereich des Sport als Erfolg. Präsident Bernd Neuendorf begrüßt dabei vor allem zwei Aspekte: „Wir freuen uns, dass unsere Anregungen Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden haben. Besonders wichtig ist, dass der Bund sich klar zur Modernisierung und Sanierung von Sportstätten, darunter auch Fußballplätze, bekennt. Zudem wird es einen Staatsminister für Sport und Ehrenamt im Bundeskanzleramt geben, der künftig die vielfältigen Sportthemen bündeln und die Interessen des Sports am Kabinettstisch vertritt. Wir begrüßen, dass zugleich zahlreiche Maßnahmen zur Entbürokratisierung und damit zur Stärkung des ehrenamtlichen Engagements und der Vereine auf den Weg gebracht werden. Das ist ein großartiges Signal für die rund 24.000 Fußballvereine in Deutschland." 

FVM-Präsident Christos Katzidis: „Viele der politischen Forderungen des Fußballs sind im Koalitionsvertrag enthalten. Das ist ein großartiger Erfolg, denn es zeigt, dass es sich lohnt, auch als Verband, politische Forderungen zu stellen und nicht müde zu werden, diese auch immer wieder offensiv zu vertreten.” Bereits 2023 hat der FVM als erster Landesverband ein umfassendes sportpolitisches Positionspapier mit 21 konkreten sportpolitischen Forderung für mehr Anerkennung und Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit sowie zur Stärkung des Fußballs beschlossen. Der FVM begreift die politische Interessensvertretung als zentrale Kernaufgabe in der Verbandsarbeit, um die Vereine zu unterstützen und sich aktiv für sie einzusetzen.

„Bei fast jedem Vereinsdialog von uns sind die Themen Sportinfrastruktur und rückläufiges ehrenamtliches Engagement die Topthemen. Wir haben seit Jahren steigende Mitgliedszahlen, in den Ballungsgebieten schickt fast jeder zweite Verein Kinder nach Hause, die nicht Fußball spielen können, mangels Platzkapazitäten. Wir freuen uns sehr, dass die künftigen Regierungsparteien so viele Forderungen von uns in den Koalitionsvertrag übernommen haben. Wir hoffen jetzt auf eine schnelle Umsetzung und nicht erst zum Ende der Wahlperiode. Dafür werden wir uns weiterhin einsetzen”, ergänzt Katzidis. 

Der FVM begrüßt ausdrücklich die Sicherung der Freiwilligendienste, da die Freiwilligen in unseren Vereinen vielfältige Angebote initiieren bei der Vereinsarbeit unterstützen und gleichzeitig für Entlastung im Ehrenamt sorgen. „Für mehr Anerkennung und Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit sind für uns aber noch weitere Schritte nötig. Mit Blick auf die Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen erwarten wir auch von der nordrhein-westfälischen Landesregierung ein klares und mit finanziellen Mitteln hinterlegtes Bekenntnis für die Sanierung und Modernisierung von Sportstätten, damit Kinder nicht nach Hause geschickt werden müssen und wir erwarten auch eine Stärkung der Vereinsarbeit, zum Beispiel durch ein I-Dötzchen-Förderprogramm und ein Förderprogramm für die Zusammenarbeit von Schulen mit Sportvereinen im Rahmen des ab dem Schuljahr 2026/2027 geltenden Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung von Kindern im Grundschulalter. Damit würde man vor allem auch sozial benachteiligte Familien zu einer Vereinsmitglied ihrer Kinder motivieren und den Kindern Strukturen, Hilfe und bessere Unterstützung zukommen lassen, weil sie ehrenamtlich betreut werden. Das wären wichtige Investitionen in die Zukunft, Stärkung der sozialen Kompetenzen und mehr Leistungsfähigkeit der Kinder sowie eine bessere Extremismusprävention und eine Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ich bin der festen Überzeugung, dass die meisten Kinder nach dem ersten Vereinsjahr von alleine im Verein bleiben, wenn sie im ersten Vereinsjahr Freundschaften schließen,“ so Katzidis weiter. 

Mit der Vorstellung des Koalitionsvertrages ist dessen Gültigkeit noch nicht bestätigt. Die angehenden Regierungsparteien müssen dem Vertrag noch final zustimmen. Die CSU hat dies am 10. April bereits getan, die Bestätigungen von CDU und SPD werden für den 28. und 30. April erwartet.

 

Die zehn gemeinsamen Forderungen von DFB und FVM und was die neue Bundesregierung davon umsetzt

1. Eine Stimme für den Sport: Staatsminister für Sport" im Bundeskanzleramt einführen (+)
Die neue Bundesregierung will einen Staatsminister für Sport und Ehrenamt im Bundeskanzleramt einführen.  

2. Fußball ist auf'm (bespielbaren) Platz": Förderprogramm des Bundes für neue und moderne Sportstätten aufsetzen (+)
Der Bund will mindestens eine Milliarde Euro für die Modernisierung und Sanierung von Sportstätten bereitstellen, darunter auch Sportplätze.  

3. Klimaschutz im Sport: Energetische Sanierung in Vereinen fördern (-)
Zu dieser Forderung haben sich die Regierungsparteien im Koalitionsvertrag nicht explizit geäußert. 

4. Kinderlärm ist Zukunftsmusik": Lärmschutzregeln für Fußballplätze anpassen (~)
Die Lärmschutzregelungen für Sportanlagen sollen überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.  

5. Ohne Ehrenamt kein Fußball: Gemeinnützige Vereine steuerlich entlasten (+)
Der Koalitionsvertrag enthält einige Erleichterungen für das Ehrenamt, zum Beispiel die Erhöhung der Ehrenamts- (960 EUR) und Übungsleiterpauschale (3.300 EUR); Erhöhung der Freigrenze aus wirtschaftlichem Geschäftsbetrieb für gemeinnützige Vereine auf 50.000 EUR; Erfordernis einer zeitnahen Mittelverwendung für gemeinnützige Organisationen mit Einnahmen bis zu 100.000 EUR fällt weg. 

6. Abschreckungsfaktor Bürokratie: Verwaltungslasten für Vereine reduzieren (+) 
Es ist ein umfassendes Bürokratierückbaugesetz für Vereine und ehrenamtliches Engagement geplant. Die Gemeinnützigkeitsprüfung für kleine Vereine soll vereinfacht werden. Es ist eine Prüfung geplant, wie Verfahren und Vergütungen bei der Lizenzvergabe der Verwertungsgesellschaften wie GEMA […] praxisgerecht an Belange von ehrenamtlichen […] angepasst werden können und die Gemeinnützigkeit von E-Sport wird anerkannt. 

7. Offensive für den Schulsport: Schulsportwende einleiten (-)
Die Schulsportwende findet sich nicht im Koalitionsvertrag wieder. 

8. Planungssicherheit statt Verunsicherung: Nachhaltige Finanzierung der Freiwilligendienste sicherstellen (+)
Mehr Stellen und mehr Finanzmittel für höheres Taschengeld für Freiwilligendienst und Freiwilliges Soziales Jahr sind vereinbart.  

9. Fair finanzierte Sportveranstaltungen für alle: Rechteschutz für Sportveranstalter verbessern (~)
Der Ticketzweitmarkt soll stärker reguliert und transparenter gemacht werden. Sportgroßveranstaltungen sollen unterstützt werden.  

10. Begeisterung aus dem Sportsommer 2024" mitnehmen: Deutschland als Standort für Sportgroßveranstaltungen etablieren (+)
Die neue Bundesregierung bekennt sich zum Standort Deutschland für Sportgroßveranstaltungen. Eine Bewerbung für die Olympischen und Paralympischen Spiele soll ebenso unterstützt werden wie die DFB-Bewerbung für die EURO 2029 der Frauen.

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