Interview: „Motivation hängt von Kultur des Miteinanders im Verein ab“

Ohne Ehrenamt geht es nicht. So einfach diese Aussage klingt, so vielschichtig sind die Herausforderungen für die Vereine, aber auch die Chancen, die ein ehrenamtliches Engagement für alle mit sich bringt. FVM.de sprach mit FVM-Vizepräsident Hans-Christian Olpen.

Interview: „Motivation hängt von Kultur des Miteinanders im Verein ab“

Herr Olpen, täuscht der Eindruck oder fällt es Vereinen zusehends schwerer, Mitglieder zu einem ehrenamtlichen Engagement zu bewegen?

Den Eindruck kann man tatsächlich bekommen. Das kann am veränderten Berufsleben liegen, in dem früher ehrenamtliches Engagement leichter möglich war. Zudem empfinden ehemalige Spieler heute nicht mehr so eine enge Bindung an einen Klub. Früher blieb man seinem Verein oft lange treu, heute wird auch in der Kreisliga beinahe so oft wie im Profifußball gewechselt. Darunter leiden dann die Identifikation und schließlich auch die Lust, sich nach der aktiven Zeit zu engagieren. Hinzu kommt: Die älteren Nachwuchsjahrgänge sind oft dünn besetzt. Aber gerade die 17-/18-Jährigen sind potenziell die nächste Generation von Ehrenamtlern.

Gibt es denn Funktionen, für die es besonders schwerfällt, neue Kräfte zu verpflichten?

Vor allem die Schlüsselpositionen in den Vereinen bleiben häufig vakant. Denn im Vorstand ist oft ein längerfristiges Engagement gefragt. Aber sicherlich gibt es auch Klubs, die mehr Jugendteams melden würden, wenn mehr Mitglieder bereit wären, sich als Trainer einzubringen. Die Motivation der Mitglieder für diese Tätigkeiten hängt immer im großen Maße von der Kultur des Miteinanders im Verein ab.

Wie kann man denn diese Kultur verbessern?

Man sollte sich darum bemühen, ehrenamtliches Engagement zu würdigen. Es gibt eine Vielzahl von Auszeichnungen, die Anerkennung ausdrücken. Manchmal ist es auch schon der Schulterklopfer oder eine dankende Erwähnung. Wer seine Ehrenamtler schätzt, kümmert sich zudem um deren Qualifizierung, denn gut ausgebildete Menschen sind oft motivierter, weil ihnen ihr Ehrenamt leichter fällt. Es gibt viele Angebote im FVM und den Kreisen! Ein anderes Thema ist eine positive Verabschiedung: Wer aus einer Funktion ausscheidet oder pausiert, sollte den Verein in positiver Erinnerung behalten. Das erhöht auch die Chancen, dass Menschen nach einer Auszeit wieder zurückkehren.

Haben Sie noch konkrete Hinweise, wenn es um das Gewinnen von Ehrenamtlern geht?

Man muss aktiv auf Leute zugehen, wenn man diese als für eine bestimmte Funktion geeignet erachtet. Wichtig ist eine konkrete Ansprache, ein klares Angebot bzw. eine Anfrage für ein bestimmtes Tätigkeitsfeld. Wer ganz allgemein zum ehrenamtlichen Engagement aufruft, wird wenig Erfolg haben. Außerdem sollte man sich um ehrenamtlichen Nachwuchs kümmern, bevor es große Lücken gibt. Denn dann ist die Aufgabe oft zu groß für Einsteiger.

Welche Argumente gibt es denn für ein ehrenamtliches Engagement?

Ganz klar einige. Denn nicht nur der Verein profitiert, sondern auch derjenige, der sich engagiert. Trainer insbesondere im Jugendbereich erhalten von ihren Spielern ein Feedback, das nicht mit Geld zu bezahlen ist. Auch Schiedsrichter erklären immer wieder, wie sehr sie diese Tätigkeit als Persönlichkeit weiterbringt. Und als Funktionär kann ich auf ganz neuen Feldern Erfahrungen sammeln und Projekte voranbringen. Das alles stärkt das Selbstbewusstsein und die soziale Kompetenz. Was wiederum im Beruf oder auch bei Bewerbungen sehr hilfreich sein kann.

Was unterscheidet das Engagement im Verein von dem beim Fußballkreis oder Verband?

Im Verein hat man den engsten Kontakt zur Basis, also zu Spielern, Kindern und Jugendlichen. Ein Engagement hat unmittelbare Wirkung und man erhält auch ein schnelles Feedback. Beim Kreis oder Verband besteht der Reiz darin, Rahmenbedingungen mitgestalten zu können. Grundsätzlich kommt es aber nicht auf die Ebene an, sondern darauf, sich überhaupt einzubringen. Die allermeisten von uns empfinden den Fußball ja deswegen als so wichtig und wertvoll, weil er ihnen Werte vermittelt und sie positiv geprägt hat. Das sollten wir weitertragen.

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ZUR PERSON

Hans-Christian Olpen (58)
Heimatverein: SV Gremberg- Humboldt
2004-2013 Vorsitzender des Fußballkreises Köln
seit 2013 FVM-Vizepräsident, zunächst mit den Themenschwerpunkten Fair Play und Ehrenamt, seit 2016: Qualifizierung und Ehrenamt

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