Interview mit FVM-Vizepräsident Jürgen Aust: "Ich bin Teamplayer"

Im Interview mit EINSZUEINS erzählt Jürgen Aust, warum er das Amt des Vize-Präsidenten angetreten hat, wie er sich im neuen Amt eingefunden hat und wo er beim FVM ansetzen möchte.

Interview mit FVM-Vizepräsident Jürgen Aust: "Ich bin Teamplayer"

EINSZUEINS: Herr Aust, Sie haben als Schiedsrichter eine beeindruckende Karriere erlebt und sind auch beruflich stark eingespannt. Nun haben Sie das Amt des Vizepräsidenten im FVM angetreten. Was hat Sie zu diesem Schritt bewegt?

Jürgen Aust: Mich begeistert die Chance, ehrenamtlich etwas zu bewegen, schon länger. Nachdem ich meine Schiedsrichter-Laufbahn aufgrund gesundheitlicher Probleme beenden musste, habe ich für den DFB Unparteiische gecoacht. Das war äußerst zeitintensiv und irgendwann nicht mehr mit familiären und beruflichen Belangen zu vereinbaren. Beim FVM ergab sich nun die Möglichkeit, mich als Vizepräsident einzubringen. Das ist eine perfekte Gelegenheit, ehrenamtlich tätig zu werden und meinem Heimatverband etwas zurückzugeben.

Haben Sie sich inzwischen im neuen Amt gut eingefunden?

Ich bin noch in der Einarbeitungsphase und brauche sicherlich noch etwas Zeit, um mir einen Überblick zu verschaffen und zu erkennen, wo ich mich besonders gut einbringen kann und den Hebel ansetzen möchte.

Für welche Bereiche werden Sie denn in erster Linie zuständig sein?

Ich werde mich vornehmlich um das Thema Gewaltprävention, die Anlaufstelle Kinderschutz und den FVM-Masterplan kümmern. Zudem bin ich Beauftragter für soziales Engagement und Fair Play.

Das klingt nach einer Menge Arbeit.

Es gibt sicherlich viel zu tun, aber darauf freue ich mich. Denn all diese Bereiche sind von besonderer gesellschaftlicher Relevanz. Wohl selten war es so wichtig wie heute, sich für ein faires, vorurteilsfreies Miteinander einzusetzen. Außerdem bin ich ein Teamplayer und setze auf die gute Zusammenarbeit mit den jeweiligen Ausschüssen, den Mitarbeitern der Geschäftsstelle und den vielen engagierten Menschen vor Ort.

Gibt es ein Leitmotiv oder den Vorsatz, bestimmte Akzente zu setzen?

In Bezug auf die gesellschaftspolitischen Aspekte meiner Tätigkeit ist das noch zu früh. In erster Linie ist es meines Erachtens wichtig, Anreize für junge Leute zu schaffen, Fußball im Verein zu spielen. Denn die Jugendlichen wachsen heute mit viel mehr Möglichkeiten und einer ganz anderen Mobilität als früher auf. Entsprechend hat sich das Freizeitverhalten dieser Generation verändert.

"Das war ein Novum und sorgte anschließend für viel Gesprächsstoff."

 

Den meisten Fußballfans sind Sie als Schiedsrichter ein Begriff. Welche Erinnerungen sind Ihnen besonders präsent?

Es gibt so viele Bilder und Situationen, die ich nicht vergessen werde. Zweifellos ist es aber ein besonderes Gefühl, vor 80.000 Zuschauern in Dortmund die Partie des BVB gegen Borussia Mönchengladbach zu pfeifen. Und beim Spiel St. Pauli gegen Freiburg habe ich einmal eine Rote Karte revidiert. Ich wollte die „Notbremse“ eines Freiburgers ahnden, doch mein Assistent signalisierte, dass der Spieler im Abseits gestanden hatte. Also habe ich den Platzverweis zurückgenommen. Das war ein Novum und sorgte anschließend für viel Gesprächsstoff, wurde jedoch von der Öffentlichkeit sehr honoriert. Unvergesslich bleibt auch mein Einsatz beim Länderspiel England gegen Schottland. Die Atmosphäre war unglaublich und die Spieler sind beeindruckend fair miteinander umgegangen. Das sind Erfahrungen und Werte, die ich auch im Bereich des Fair Play einbringen und weitergeben möchte.

Sie mussten 2004 aufgrund einer Knieverletzung Ihre Karriere beenden. Tut der Abschied noch weh?

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich nach der Operation im Krankenhaus-Bett lag und im Fernsehen ein Fußballspiel sah, für das ich als Schiedsrichter vorgesehen war. Das war schon bitter. Zunächst habe ich alles versucht, um weitermachen zu können. Doch es ging nicht mehr. Ich habe dann andere Aufgaben gefunden. Und jetzt beginnt beim FVM wieder ein neues Kapitel.

Info // Jürgen Aust

Im Alter von 16 Jahren begann Jürgen Aust (56) seine Schiedsrichterlaufbahn. Zwei Jahre später beendete er seine Torhüterkarriere beim SV Agrippina-Germania Köln. Es folgte ein steiler Aufstieg als Schiedsrichter: 1984 avancierte er zum Assistenten des Bundesliga-Schiedsrichters Josef Assenmacher. 1987 leitete der gebürtige Kölner dann erstmals eine Zweitliga-Partie, der 62 weitere folgten. 1989 feierte Aust beim Spiel Bayern München gegen den 1. FC Kaiserslautern seine Erstliga-Premiere. Bis zu seinem Karriereende 2004 leitete der Unparteiische insgesamt 161 Bundesligaspiele und u.a. das DFB-Pokalfinale 1999 zwischen Werder Bremen und dem FC Bayern München (6:5 n.E.). Aust leitete zudem von 1995 bis 1997 als FIFA-Schiedsrichter zwei Länderspiele und sechs Partien im Europapokal. Während der WM 2006 in Deutschland betreute er die Schiedsrichter bei den Spielen in Köln. Im Juni dieses Jahres wurde Aust als Nachfolger von Dr. Stephan Osnabrügge zum Vizepräsidenten des FVM gewählt. Der Manager einer großen Kölner Anwaltskanzlei ist Mitglied des SV Auweiler-Esch. 

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