Die Frauen des SC Fortuna Köln befinden sich im Höhenflug. Nach dem zehnten FVM-Pokalsieg in Serie ging es für die Südstädterinnen auf Bundesebene. Im DFB-Pokal steht das Team im Achtelfinale. In der Regionalliga West spielt die Mannschaft von Trainer Stefan Groß um die Tabellenführung mit. Was macht das Team so stark? Und was ist möglich in dieser Saison? Ein Besuch im Jean-Löring-Sportpark.
Auf der einen Seite sind die dunklen Wolken zu sehen, der sich andeutende Regen. Auf der anderen Seite scheint das Flutlicht, das den Jean-Löring-Sportpark an diesem Freitagabend im Herbst in grelles Licht taucht. Die Bäume haben bereits ihre ersten Blätter verloren. Und ein fieser Wind pfeift über die Anlage.
Mittendrin in diesem Szenario befinden sich die Fußballerinnen von Fortuna Köln, die von den Randerscheinung wenig mitbekommen. Sie konzentrieren sich auf das Sportliche. Und das mit Erfolg. Denn die Mannschaft von Trainer Stefan Groß hat in den vergangenen Wochen eine beeindruckende Siegesserie hingelegt, die nur einen Schluss zulässt: Das Team will in die 2. Bundesliga. Aber ob das gelingt?
Aufstieg keine Pflicht, aber ein Ziel
"Wir müssen nicht aufsteigen. Aber wir wollen gerne bis zum Schluss die Möglichkeit dazu haben. Das Potenzial ist in der Mannschaft auf jeden Fall vorhanden", sagt Groß, 41, der die Mannschaft seit diesem Sommer verantwortlich betreut. In der vergangenen Saison war er noch Co-Trainer. Damals erreichten die Fortuna-Fußballerinnen Rang drei, in dieser Spielzeit soll der ganz große Coup gelingen. Aber nicht nur das. Auch im DFB-Pokal sind sie noch dabei und treffen im Achtelfinale am 23. November (ab 16 Uhr) im Südstadionauf auf den Bundesligisten SV Werder Bremen.
Auf dem Weg dorthin haben die Kölnerinnen, die sich im Schatten des großen 1. FC Köln ganz wohl fühlen, für reichlich Schlagzeilen gesorgt. Denn in der zweiten Runde gab es ein viel beachtetes 3:1 gegen den SV 67 Weinberg, der sich in der Spitzengruppe der 2. Bundesliga etabliert hat und zu den Mitfavoriten auf den Aufstieg in die Google Pixel Frauen-Bundesliga zählt. "In diesem Spiel haben wir wirklich eine super Leistung gezeigt", sagt Trainer Groß. "Der Erfolg war auch kein Glück. Er hat gezeigt, was die Mädels leisten können. Im Moment rufen sie ihr Potenzial sehr konstant ab."
Aber was macht das Team so stark? Warum spielen die Fortuna-Frauen derzeit die beste Saison der Vereinsgeschichte? Und was ist mit diesen Auftritten tatsächlich möglich? "Wir haben nicht die herausragenden Einzelspielerinnen. Unser Erfolg basiert auf einem starken Kollektiv. Wir hatten einen komplizierten Saisonstart mit einer Auftaktniederlage im eigenen Stadion", sagt Groß. "Aber wir haben die richtigen Lehren daraus gezogen und seitdem läuft es."
Man könnte auch sagen: Seitdem haben die Fortuna-Frauen alle Spiele gewonnen – unter anderem am vergangenen Wochenenden mit 5:1 gegen die U 20 des 1. FC Köln . Am heutigen Sonntag (ab 15.15 Uhr) steht das nächste Derby auf dem Programm. Dann geht es zur U 23 von Bayer 04 Leverkusen.
Trainer Groß traut seinen "Mädels alles zu"
Bei aller Konzentration auf die Meisterschaft drehen sich viele Gespräche verständlicherweise auch schon um das Duell gegen den SV Werder im November. Es findet im Südstadion statt, nicht auf der kleinen Kunstrasenanlage nebenan. "Natürlich ist das bereits ein Thema. Alles andere wäre eine Lüge", betont Groß. "Das ist für die meisten von uns das größte Spiel der bisherigen Karriere. Wir sind krasser Außenseiter. Aber vielleicht gelingt uns an einem guten Tag die Sensation. Mittlerweile traue ich unseren Mädels wirklich alles zu."
Marc Gertzen ist seit dieser Saison Sportlicher Leiter der Fortuna-Frauen, vorher hat er die Mannschaft fünf Jahre lang betreut. Ein paar Tage später wird der 37-Jährige ebenfalls vom grellen Schein der Flutlichter angestrahlt. Allerdings diesmal nicht im heimischen Jean-Löring-Sportpark, der nach der größten Persönlichkeit in der Historie von Fortuna Köln benannt ist, sondern auf einer Bezirkssportanlage in Köln-Chorweiler, am nördlichen Rand der Domstadt. Auch das gehört zur Wahrheit. Da die räumlichen Kapazitäten am Südstadion so stark begrenzt sind, müssen die Fußballerinnen zwei ihrer drei wöchentlichen Einheiten am anderen Ende der Stadt austragen.
"Das ist sicher nicht optimal. Aber wir haben einen guten Weg gefunden, das organisiert zu bekommen. Die Bedingungen dort sind hervorragend. Alles ist besser als Training auf der Asche. Und bei uns auf der Anlage haben wir eben nur einen Kunstrasenplatz und den wollen gerne alle Mannschaften mal nutzen", sagt Gertzen. "Das ist auch völlig in Ordnung so. Der Verein legt großen Wert auf eine gute Nachwuchsarbeit und eine Verteilung der Platzkapazitäten.
Der Weg ist noch nicht zu Ende
Gertzen hat die Mannschaft vor fünf Jahren am gefühlten Tiefpunkt übernommen. Damals war das Team in die Verbandsliga abgestiegen und die sportliche Perspektive war überschaubar. "Wir haben dann einen harten Schnitt gemacht und alles auf den Prüfstand gestellt", sagt Gertzen. "Wir wussten, dass es bei der Fortuna das Potenzial für ambitionierten Frauenfußball gibt. Aber wir mussten es erst wieder freilegen."
Das ist zuletzt auf beeindruckende Weise gelungen – der vorläufige Höhepunkt ist aktuell erreicht. Aber der Weg ist noch nicht zu Ende. Allerdings kommt jetzt das schwerste Stück. Beim Bergsteigen würde man vermutlich sagen, dass die Luft dünner wird. In diesem Fall ist es eher so, dass die Konkurrentinnen stärker werden.
"Wir befinden uns nun in einer sehr spannenden Phase" sagt Gertzen. "Einerseits wollen wir mit der ersten Mannschaft den maximalen Erfolg. Andererseits müssen wir jetzt den Unterbau so aufstellen, dass mittel- und langfristig Spielerinnen den Weg in die erste Mannschaft finden." Die dann womöglich in der 2. Bundesliga spielen wird. Der Trend spricht klar dafür, dass es klappen wird.
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