Seit Anfang des Jahres wird das im DFB-Masterplan verankerte Angebot der Club-Beratung am Mittelrhein umgesetzt. Damit betraut sind Daryousch Argomand, Thomas Hütte und Marcus Neunzig.
Welches Ziel wird dabei im Kern verfolgt?
Daryousch Argomand: Es geht darum, Vereine sowie deren ehrenamtliche Mitarbeiter*innen zu unterstützen und nachhaltig zu stärken. Dazu gehört es, bei konkreten Herausforderungen und Vorhaben zur Seite zu stehen. Ziel der Club-Berater ist es, auf die individuelle Situation in den Vereinen einzugehen und als Schnittstelle zwischen den Clubs, Kreisen und dem FVM zu fungieren.
Welchen Hintergrund und welche Erfahrungen bringt Ihr drei als Club-Berater in diese Arbeit ein?
Thomas Hütte: Als mein Sohn anfing, Fußball zu spielen, habe ich mich in der Jugend des Vereins engagiert. Offen gesagt, habe ich mich bis dahin weniger für Fußball interessiert und so habe ich mich im Jugendausschuss zuerst um alles gekümmert, was nicht direkt mit Fußball zu tun hat. Ich hatte aber schon langjährige Erfahrung als Vorsitzender eines Fördervereins. Später wurde ich Jugendleiter. Dabei haben mir die Jugendleiter-C-Lizenz-Ausbildung des FVM und mein Engagement als Jugendbildungsbeauftragter im Kreisjugendausschuss Aachen geholfen. Seit etwa anderthalb Jahren bin ich Vorsitzender unseres Vereins.
Marcus Neunzig: Ich bin auch durch meine Söhne zum Fußball gekommen. Angefangen hat alles als Betreuer und Co-Trainer. Doch schnell wurde es mit dem Lizenzerwerb zu einer Hauptaufgabe in Jugendmannschaften – hinzu kamen Tätigkeiten im Jugendvorstand. Gekrönt wurde die mehr als zehnjährige ehrenamtliche Arbeit mit dem Vorsitz eines Vereins und dem Erwerb der Vereinsmanager-Lizenz C.
Argomand: Ich habe lange in Vereinen gespielt und mich später auch für die Vereinsorganisation interessiert. Bei meinem Sportmanagement-Studium an der Deutschen Sporthochschule Köln habe ich dann die vielen Besonderheiten der Sportbetriebswirtschaftslehre kennengelernt und ein analytisches Denken entwickelt. Dies gepaart mit praktischen Erfahrungen in Vereinen, beim 1. FC Köln und an der Führungs-Akademie des DOSB hat den Weg zu meiner jetzigen Tätigkeit geebnet.
Wie teilt Ihr drei Euch die Arbeit auf?
Neunzig: Daryousch hat insbesondere Köln im Blick, Thomas den Westen des FVM-Gebiets mit den Kreisen Aachen, Heinsberg, Düren und Euskirchen, ich kümmere mich schwerpunktmäßig um die Kreis Berg, Bonn, Sieg. Das hilft dabei, Fahrtzeiten zu verkürzen. Aber selbstverständlich sind wir nicht völlig festgelegt und tauschen uns aus. Wir sind auch deshalb ein gutes Team, weil wir drei sehr unterschiedliche Typen sind und uns gut ergänzen.
Gibt es denn Themen, die immer wieder angesprochen werden?
Hütte: Die Gewinnung von Ehrenamtler*innen ist nahezu in allen Gesprächen ein Thema. Um mittel- bis langfristig Trainer*innen, Vorstandsmitglieder und Schiedsrichter*innen zu finden, zeigen wir insbesondere Wege und Angebote des FVM auf, die helfen, das Potenzial der eigenen Vereinsjugend zu nutzen.
Neunzig: Ein sehr komplexes Thema sind meist auch Satzungen und Strukturen der Vereinsführung. Hier gibt es keine Musterlösung. Es ist immer eine neue Herausforderung. Auch ist es immer wieder überraschend, dass freizugängliche Angebote wie etwa DFBnet, Vereinsadministration, Spielberechtigungen oder Spielberichte oft nicht ausreichend bekannt sind.
Argomand: Das Thema der Infrastruktur; also etwa die Schwierigkeiten mit dem Zustand und der Kapazität der Sportstätten und Vereinsheime, steht ebenfalls ganz weit oben. In den Städten stoßen jene Klubs an ihre Grenzen, die über einen attraktiven Kunstrasenplatz verfügen. Vereine mit einem Ascheplatz haben hingegen häufig Probleme Teams zusammenbekommen. Bei einem Mangel an Platzkapazitäten geht es um eine effiziente Nutzung etwa durch bestimmte Trainings- und Spielformen. Grundsätzlich hilft es den Vereinen auch, sich zwischen einer eher breiten- oder leistungssportlichen Ausrichtung zu entscheiden. Ein im Konsens getroffener Entschluss erleichtert viele weitere Weichenstellungen. Vereine mit einer weniger attraktiven Infrastruktur können wir dabei beraten, die eigenen Interessen vehementer zu vertreten, um Verbesserungen zu erreichen und zudem auf andere Stärken wie einen starken Zusammenhalt zu setzen. Mit Visionen und engagierter Vereinsarbeit kann man viel bewegen. Das geht aber nur im Team.
Und welche Probleme gibt es auf dem Land?
Hütte: Dort fehlt es vielfach an Zulauf, um als einzelner Verein Mannschaften zu stellen. Ohne Kooperationen, sei es Spielgemeinschaften, Jugendfördervereine oder gar Fusionen, geht es häufig nicht mehr. Das hat Einfluss auf die Staffeln, sodass die Mannschaften teils weite Anfahrten zu den Auswärtsspielen haben. Auch ist die Zeit vorbei, als Kinder nur im Wohnort spielten. Vereine, die im Sommer auf Rasen, aber im Winter auf Asche spielen, werden im Vergleich mit Klubs mit Kunstrasenanlagen als weniger attraktiv wahrgenommen.
Seid Ihr denn tatsächlich in der Lage, alle Fragen zu beantworten?
Hütte: Wir versuchen, die Gesprächsthemen gut vorzubereiten. Wir sind aber sicher nicht die eierlegende Wollmilchsau. Wenn es etwa um sehr komplexe Fragestellungen oder juristische Themen geht, stoßen wir an Grenzen, aber wir nehmen die Fragen auf und sorgen dann für eine Vernetzung mit Experten im Verband oder mit externen Fachleuten.
Was macht Euch besondere Freude an der Beratung?
Neunzig: Der direkte Kontakt mit verantwortlichen Personen. Es macht Spaß zu sehen, wie sehr man vielen Vereinen helfen kann. Alle Vereine werden gestützt durch Ehrenamtler*innen, die oftmals wissbegierig sind. Diese wollen wir so unterstützen, dass die Lust am Vereinsleben nicht verloren geht und die Vereine weiter bestehen.
Ist es deswegen auch so wichtig, die Beratungen vor Ort vorzunehmen?
Neunzig: Ja, sie sind das Herzstück der Initiative. Der Eindruck und der Austausch sind vor Ort intensiver. Oftmals landet man in den Gesprächen bei weiteren Themen. Wir erfahren Dinge zum Verein und der Verein mehr über die Angebote des FVM. Aber wir verweigern uns auch nicht einer telefonischen Beratung oder einer Videokonferenz. Zudem fassen wir unsere Erkenntnisse zu speziellen Themen in Beratertipps zusammen und erstellen damit Handouts, die allen zur Verfügung stehen.
Wie entsteht der Kontakt zum Verein?
Argomand: Wir versuchen die Vereine über verschiedene Kanäle, wie das E-Postfach, die FVM-Homepage, Social Media oder das EINSZUEINS zu erreichen, um das am Mittelrhein relativ neue Angebot der Club-Beratung bekannt zu machen. Über ein Kontaktformular können die Vereine Anfragen an uns senden. Natürlich können uns die Vereine auch direkt kontaktieren. Wir schauen jedoch auch, wo wir Bedarf erkennen und nehmen dann unsererseits Kontakt auf. Die Beratung ist für den Verein übrigens kostenlos. Bislang erfahren wir große Wertschätzung. Dies macht uns stolz und spornt uns an. Zumal der Austausch eine tolle Möglichkeit bietet, Bedarf und Bedürfnisse der Vereine besser kennenzulernen und diese Impulse mit in die Arbeit des FVM zu nehmen.
Kostenfreie Vor-Ort-Beratung
Die Club-Berater des FVM greifen die wesentlichen Wünsche der Vereine auf. In Form einer kostenfreien, persönlichen Kommunikation erhalten Vereine konkrete Soforthilfen, eine nachhaltige Unterstützung im Vereinsalltag sowie die Möglichkeit der direkten Kommunikation mit dem FVM. In der Regel besuchen die Club-Berater die Vereine vor Ort und führen Gespräche in den Vereinsräumlichkeiten. Anmeldungen erfolgen über ein Online-Kontaktformular.
Das Online-Kontaktformular finden Sie hier.
Hier erfahren Sie mehr zur Club-Beratung im FVM.