Als Schlüssel zum Erfolg sollen sich das gegenseitige Vertrauen und das gute Zusammenspiel erweisen – da sind sich die vier Unparteiischen vor dem Finale im Bitburger-Pokal am Samstag, 24. Mai, 16.30 Uhr, einig. „Man muss beinahe blind kommunizieren können und in Sekundenschnelle die richtigen Entscheidungen treffen. Denn letztlich geht es darum, faire Bedingungen zu schaffen, damit das sportlich beste Team gewinnt“, unterstreicht Luca Marx die Anforderungen. Das gelte für dieses wie für jedes andere Spiel. Und doch, daraus macht das Quartett keinen Hehl, ist der Reiz des bevorstehenden Aufeinandertreffens der beiden Drittligisten Alemannia Aachen und Viktoria Köln im Rahmen des bundesweiten Finaltags der Amateure nicht nur für die beteiligten Teams und deren Anhänger etwas Besonderes. „Das gilt auch für uns als Schiedsrichter. Es ist völlig klar, diese Partie ist ein Highlight, ein Spiel, das man sein Leben lang in Erinnerung behalten wird und auf das ich fünf Jahre hingearbeitet habe“, erklärt Marx, der das Finale leiten wird.
Umso besser ist es für ihn, mit Tarik Damar den besten Freund im wahrsten Sinne an seiner Seite zu wissen. Der gleichaltrige Merzenicher ist als Assistent im Finale im Einsatz. „Tarik kenne ich seit zehn Jahren, wir verstehen uns bestens“, erklärt der Brühler. Auch mit dem Vierten Offiziellen, Sven Landgraf aus Hürth, verbindet Marx eine Freundschaft. Und den zweiten Assistenten, Jens Grage, begleitet er als Mentor bei seinem Werdegang als Unparteiischer. „Er ist ein aufstrebendes Talent“, lobt Marx den 21-Jährigen. Obwohl er selbst nur sechs Jahre älter ist, hat er schon reichlich Erfahrung gesammelt. 2010 absolvierte er den ersten Schiri-Lehrgang, „mit zwölf Jahren und drei Tagen“, sagt er. So exakt weiß er das, weil er auf diesen Moment monatelang hingefiebert hatte. „In den Pausen in der Schule habe ich Regeln auswendig gelernt und dann die erste Chance ergriffen, eine Schiri-Prüfung zu machen.“
Großvater war drei Jahrzehnte als Schiedsrichter im Einsatz
Das Vorbild kommt aus der eigenen Familie. „Mein Opa war 30 Jahre lang Schiedsrichter in Trier“, sagt Marx. Noch immer tauschen sich die beiden regelmäßig über ihre Leidenschaft aus. „Das hilft mir, mit dem Stress umzugehen. Mein Opa freut sich total darüber, dass ich das Finale leite. Er wird mit Sicherheit die Übertragung in der ARD einschalten“, erklärt der Unparteiische von der SpVg Badorf-Pingsdorf, der als Junge noch selbst gekickt hat, bis ihn die Begeisterung für die Schiedsrichterei packte. Über Kreisförderkader, FVM-Förder- und FVM-Perspektivkader führte ihn sein Weg in den Drittliga-Perspektivkader des DFB. Diese Unterstützung sei neben der guten Zusammenarbeit mit anderen Schiris die zweite Säule seines Werdegangs, betont er. 2020 erlebte Marx seine erste Regionalliga-Saison, „noch unter Corona-Bedingungen“, schaut er zurück. Am sonst so stimmungsvollen Aachener Tivoli war er vor 200 Zuschauer*innen im Einsatz. „Das hat mir damals die Nervosität genommen“, sagt er. Nach der Pandemie folgten Matches vor vielen Tausend Menschen, etwa beim Duell Dynamo Dresden gegen den Halleschen FC, in Aachen oder bei Rot-Weiss Essen.
Heute fasziniert es ihn, seine Erfahrungen weiterzugeben und Werte zu vermitteln. „Ganz wichtig: man muss nicht für die Schiedsrichterei gemacht sein, sondern man entwickelt sich, wenn man sich der Herausforderung stellt“, so seine Erkenntnis. Eine weitere ist die positive Wirkung der Erfahrungen als Schiedsrichter auf den Alltag im Beruf. „Ich habe gelernt, Entscheidungen zu treffen, diese zu vertreten sowie Fehler einzugestehen. Davon profitiere ich jeden Tag im Job“, erklärt der Berater bei der Deutschen Telekom.
Eine Leidenschaft als gute Schule für die Persönlichkeit
Diese Erfahrung hat auch Landgraf längst gemacht. „Das Engagement als Schiedsrichter schult die Persönlichkeit, stärkt das Selbstbewusstsein und verschafft ein positives Auftreten“, stimmt er zu. Außerdem entstünden viele Kontakte und Freundschaften, betont der Jurist, der neben seiner Promotion in einer Anwaltskanzlei tätig ist. Hinzu kommen faszinierende Highlights. Dazu zählt der Hürther auch das Endspiel im Bitburger-Pokal. „Es ist eine Ehre, dabei sein zu können“, stellt der 28-Jährige vom SV Weiden klar. Im Mai 2017 durfte er schon Dominik Jolk im Bitburger-Pokalfinale zwischen Fortuna Köln und dem Bonner SC im Bonner Sportpark assistieren. „Seitdem ist dieser Wettbewerb als Event nochmals größer geworden“, so Landgraf. Man sei sich der Tragweiter der Partie bewusst und werde sich akribisch auf die beiden Mannschaften vorbereiten, kündigt Landgraf an, der 2010 als 14-Jähriger angefangen hat zu pfeifen und „schnell Feuer und Flamme war“. Heute leitet er Spiele in der Mittelrheinliga. Als Assistent war in lange Zeit an Marx‘ Seite in der Regionalliga aktiv. Nun freut er sich auf ein „einmaliges Erlebnis“ als Vierter Offizieller.
So blickt auch Tarik Damar dem 24. Mai entgegen. „Das Finale wird ein Highlight“, sagt der 27-Jährige, der seit seinem Einstieg 2013 eine beeindruckende Schiedsrichter-Laufbahn hingelegt hat. Er avancierte zum Regionalliga-Schiedsrichter und Assistenten in der Dritten Liga. Dabei erlebte er in der laufenden Serie auch schon das Ligaduell der Viktoria gegen Aachen, das die Kölner mit 3:1 für sich entschieden. Im Bitburger-Pokal pfiff er mit dem Semifinale 2024 zwischen Aachen und dem 1. FC Düren bereits ein großes Match. „Das war ein cooles Erlebnis“, erklärt er über das 2:1 n.V. der Alemannia. Nun ist er dabei, wenn es um den Pott geht. Damar betont ebenfalls die große Bedeutung der Förder- und Perspektivkader für seine Entwicklung. „Dort entsteht ein Gruppengefühl. Man tauscht sich aus und hilft sich. Das gibt einem viel zurück“, findet er.
Aus Anspannung muss positive Energie werden
Den Austausch mit anderen nutzt auch Jens Grage als Inspiration. „Ich will möglichst viel Erfahrung aufsaugen“, erklärt der 21-Jährige aus Alfter, der für den SC Volmershoven-Heidgen im Einsatz ist. Von seinem Mentor Luca Marx erhalte er viel Input und auch von anderen schaue er sich einiges ab. „Dass ich jetzt als Küken im Gespann beim Finale gelte, ist für mich okay“, stellt er klar. Bei wichtigen Spielen sei es entscheidend, die Anspannung in positive Energie umzuwandeln. „Letztlich macht uns so ein Spiel wie das Bitburger-Pokalfinale doch genauso viel Spaß wie den Spielern. Genau dafür opfert man so viel Freizeit“, sagt Grage, der in der Mittelrheinliga und A-Junioren-Bundesliga Begegnungen leitet.
Freude habe er auch als Fußballer bei seinem Heimatverein, dem SC Volmershoven-Heidgen, empfunden, wo er jahrelang als Spieler aktiv war. Der größere Ansporn sei es für ihn allerdings gewesen, als Schiri etwas zu erleben, im Team rauszufahren, um Spiele zu leiten und Schritt für Schritt in der Karriere voranzukommen. Ein fixes Ziel habe er sich nicht gesetzt. „Den Weg kann man sowieso nur zum Teil beeinflussen“, meint er. Er wolle schlicht aus Fehlern lernen und an sich arbeiten. Dann komme vieles von allein – auch so Großes wie ein Einsatz beim Finale des Bitburger-Pokals am 24. Mai im Kölner Sportpark Höhenberg.
Steckbriefe:
Luca Marx
Rolle: Hauptschiedsrichter
Alter: 27
Beruf: Unternehmensberater bei der Deutschen Telekom
Heimatverein: SpVg Badorf-Pingsdorf
Seit 2017 Assistent in der Regionalliga
2016/17 Schiedsrichter in der Bezirksliga und U17 Bundesliga
2017/18 Schiedsrichter in der Landesliga und U19 Bundesliga
2018 – 2020 Schiedsrichter in der Mittelrheinliga
Seit 2020 Schiedsrichter in der Regionalliga
2022 - 2024 Assistent in der 3. Liga
Tarik Damar
Rolle: Schiedsrichter-Assistent
Alter: 27
Beruf: Verwaltungswirt
Heimatverein: FC Hürth
2016 – 2018 Schiedsrichter in der Bezirksliga
2018 – 2019 Schiedsrichter in der Landesliga
2019 - 2021 Schiedsrichter in der Mittelrheinliga
2018 - 2020 Schiedsrichter in der Junioren-Bundesliga
Seit 2021 Schiedsrichter in der Regionalliga West
Seit 2023 Schiedsrichter Assistent in der 3. Liga
Jens Grage
Rolle: Schiedsrichter-Assistent
Alter: 21
Beruf: Dualer Student im Sportmanagement
Heimatverein: SC Volmershoven-Heidgen
2022 - 2023: Schiedsrichter Bezirksliga
2023 - 2024: Schiedsrichter Landesliga
2024-2025: Schiedsrichter Mittelrheinliga und Junioren-Bundesliga, Schiedsrichter-Assistent Regionalliga
Sven Landgraf
Rolle: Vierter Offizieller
Alter: 28
Heimatverein: SV Weiden
Beruf: Volljurist/ Promotionsstudent
2014 – 2015 Schiedsrichter in der Bezirksliga
2015 – 2016 Schiedsrichter in der Landesliga
Seit 2016 Schiedsrichter in der Mittelrheinliga
