Wie sich eine Botschaft in pralles Leben verwandeln kann, zeigten einmal mehr die Fußball-Inklusionstage auf dem Kölner Roncalliplatz. Vor der beeindruckenden Kulisse des Doms bewiesen Fußballer*innen mit und ohne Behinderung über drei Tage, dass der Titel der Veranstaltung – „Mit Fußball in die Mitte der Gesellschaft" – nicht passender hätte sein können.
Genau dort, wo das gesellschaftliche Leben pulsiert, im Herzen der Stadt, wurde bei unterschiedlichen Turnieren, Meisterschaften und Mitmachangeboten gespielt, gedribbelt, gepasst und gejubelt. Und das vor voll besetzten Tribünen und vielen Passant*innen, die am eigens aufgebauten 40 mal 20 Meter großen Kunstrasenplatz einen Stopp einlegten, um sich die Spiele anzuschauen.
„Genau das macht den Reiz der Fußball-Inklusionstage aus. Die breite Vielfalt des Handicap-Fußballs findet die Aufmerksamkeit, die sie verdient“, erklärte Ralph-Uwe Schaffert, DFB-Vizepräsident sowie Vorsitzender der DFB-Stiftung Sepp Herberger, die die Veranstaltung gemeinsam mit dem FVM, der Sportstadt Köln, dem 1. FC Köln und weiteren Kooperationspartnern ausrichtete.
„Gemeinsame Begeisterung für den Fußball leben"
FVM-Präsident Dr. Christos Katzidis hob noch einen weiteren Aspekt hervor: „Mich beeindruckt, mit welcher Selbstverständlichkeit die Spielerinnen und Spieler miteinander umgehen, wie sie die gemeinsame Begeisterung für den Fußball leben, ganz gleich, ob mit oder ohne Behinderung. Das ist der Gedanke der Inklusion, der sich auch in den Vereinen mehr und mehr widerspiegelt.“ Um dieser Überzeugung Rückenwind zu verleihen, fand in Köln auch eine Netzwerkveranstaltung für die Initiatoren von Inklusionsangeboten in Verbänden und auf der Vereinsebene statt.
Der Spaß am Fußball stand im Vordergrund
Der Fußball weckte am vergangenen Wochenende in allen Facetten Freude und Begeisterung. „Wir wollen einfach Spaß haben“, meinte der zwölfjährige Simon, der für das Inklusionsteam des FC Rheinsüd Köln auflief. Zusätzlich zum Training in der D-Jugend seines Vereins könne er in dieser Mannschaft an der Seite seines älteren Bruders mit Behinderung spielen, Ergebnisse seien nebensächlich. Ihn motiviere es, Lob zu erhalten, wenn er selbst zurückstecke, um seine Mitspieler mit Behinderung in Szene zu setzen. Mutter Kirsten freut sich, dass die Geschwister durch den gemeinsamen Sport noch enger zusammenwachsen.
Als der FußballFreunde-Cup begann, durften andere schon durchpusten und feiern. Beim Fußballturnier für Werkstätten hatte sich die Mannschaft der Berliner Werkstätten für Menschen mit Behinderung den Sieg gesichert. Die Plätze zwei und drei gingen an das Zentrum für Arbeit durch Bildung und Sport Frechen und die Gemeinnützigen Werkstätten Köln. Beim FußballFreunde-Cup für U 16-Mannschaften gewann mit Germania Zündorf eine Mannschaft aus dem FVM-Gebiet das Turnier.
Am Samstag und Sonntagvormittag folgte dann mit dem Auftakt-Spieltag der Blindenfußball-Bundesliga Saison 2024 der sportliche Höhepunkt, ehe ein Ü 16-Inklusionsturnier die Fußball-Inklusionstage abrundete. Auch bei dem Ü 16-Inklusionsturnier nahmen acht Mannschaften Teil. Der FVM-Verein Borussia Hohenlind zog im Endspiel des Ü 16-Turniers ein, musste sich jedoch gegen den 1. FC Nürnberg geschlagen geben.
Das verbandsübergreifende U 16- und Ü 16-Inklusionsturnier sowie die anderen Turniere waren für die Teilnehmenden wieder etwas ganz besonderes. „Es bestand deutschlandweit wieder großes Interesse ein Turnier vor so einer Kulisse spielen zu dürfen. Neben der Mannschaft des 1. FC Nürnberg war bei dem Ü 16-Turnier in diesem Jahr erstmals eine Mannschaft aus Luxemburg mit dabei“, berichtete Gökhan Erdek, FVM-Inklusionsbeauftragter.
„Auf die Bedeutung von Inklusion aufmerksam machen“
„Die Fußballinklusionstage im Schatten des Kölner Doms waren wieder ein voller Erfolg. Das sonnige Wetter hat viele Besucherinnen und Besucher angezogen. Es ist wichtig mit solchen Veranstaltungen auf das Thema Inklusion aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass Vielfalt und Zusammenhalt im Sport keine Grenzen kennen“, resümiert Gökhan Erdek.
Auch Timo Schultz, Cheftrainer des 1. FC Köln, der sich am Tag vor dem Bundesliga-Spiel gegen Union Berlin Zeit für einen Besuch nahm, betonte wie wichtig und übergreifend das Thema ist. „Mir ist es wichtig, Präsenz zu zeigen, um auf die Bedeutung von Inklusion aufmerksam zu machen. Es ist ein Thema, das zum Glück in unserer Gesellschaft einen immer größeren Stellenwert genießt. Und es freut mich auch, die vielen glücklichen Gesichter der Menschen zu sehen, die einfach Spaß haben, Fußball zu spielen. Das Setting hier vor dem Kölner Dom ist selbstverständlich unfassbar schön“, so Schultz.
Prominente Persönlichkeiten aus Sport und Gesellschaft schauen zu
Zu den Besucher*innen der Veranstaltung im Schatten des Doms zählten viele bekannte Gesichter aus Sport, Politik und Gesellschaft. Die 149-malige ehemalige Nationalspielerin Renate Lingor zeigte sich angetan von dem Zuschauerzuspruch und der ausgelassenen Stimmung auf dem Roncalliplatz. Gekommen waren auch Robert Voigtsberger, Kölns Dezernent für Sport und Bildung, die ehemalige Nationaltrainerin Tina Theune, DFB-Vizepräsidentin Prof. Dr. Silke Sinning, DFB-Direktor Steffen Simon und Kölns Sportbotschafter Toni Schumacher, Torsten May und Janus Fröhlich.
Weitere Informationen zum Thema Inklusion im FVM finden Sie hier.