Psychologische Erstbetreuung: Ansprechpersonen für Schiedsrichter*innen geschult

Psychologische Erstbetreuung: Ansprechpersonen für Schiedsrichter*innen geschult

Gewalt und Diskriminierung spiegeln gesellschaftliche und soziale Konflikte wider, die leider auch im Umfeld des Fußballs ausgetragen werden. Obwohl es sich bei Gewalt- oder Diskriminierungsvorfällen nicht um ein klassisches Problem des Fußballs handelt, ist jeder einzelne Fall von Gewalt – jedweder Art und Intensität – ein Fall zu viel und wird unnachgiebig geahndet.

Um Schiedsrichter*innen nach solchen Vorfällen zukünftig professioneller unterstützen zu können, hat sich der Fußball-Verband Mittelrhein bereits vor einiger Zeit entschlossen, mit der Weiterbildung „Psychologische Erstbetreuung“ eine Schulung für Ansprechpersonen anzubieten.

Ziel dieser Maßnahme ist es, in jedem der neun Fußballkreise im FVM-Gebiet eine Person auszubilden, die Schiedsrichter*innen, die bei einem Fußballspiel Zeuge oder Opfer einer verbalen oder körperlichen Gewalttat geworden sind, als Erstkontakt und vertrauliche Anlaufstelle zur Verfügung steht. Die Ansprechpersonen betreuen künftig betroffene Schiedsrichter*innen und koordinieren bei Bedarf weitere Schritte, wie die Betreuung bei Sportgerichtsverhandlungen oder die Weitervermittlung an professionelle Stellen.

Stress, Trauma und Gesprächsführung als zentrale Themen

Im September konnte nach einigen coronabedingten Verschiebungen in Kooperation mit der Gezeiten Haus Akademie die Weiterbildung durchgeführt werden.

An zwei Tagen vermittelte der Referent Engelbert Schödder den Teilnehmenden Kompetenzen und Hilfestellungen in den unterschiedlichen Bereichen der psychologischen Erstbetreuung.

Bei einer vorgelagerten Vorstellungsrunde wurden individuelle Themen, Motive und Erwartungen der Teilnehmenden abgefragt, auf diese der Referent, der hauptberuflich als Leiter der Abteilung für psychosozialen Unterstützung (PSU) der Feuerwehr Köln tätig ist, im Verlauf der beiden Tage sehr stark einging und fortlaufend die eigenen Erfahrungen mit fußballspezifischen Bedarfen verknüpfte. So bekamen die Teilnehmenden immer wieder praktische Beispiele vorgestellt, welche auf mögliche Situationen bei der Betreuung von betroffenen Schiedsrichter*innen übertragen werden können.

Während der Weiterbildung standen u.a. die Themen Stress, Trauma und Gesprächsführung im Mittelpunkt.

Referent Engelbert Schödder machte deutlich: „Die psychologische Erstbetreuung sollte möglichst zeitnah nach dem Ereignis bei der betroffenen Person vor Ort sein. Während der ersten 72 Stunden ist ein Trauma akut.“

Kontakt und Weitervermittlung an professionelle Stellen

Trotz der erweiterten Kompetenzen gibt es auch Grenzen bei der ehrenamtlichen Betreuung betroffener Schiedsrichter*innen. In diesen Fällen hat die betreuende Person die Möglichkeit den*die Betroffene*n über professionelle Stellen zu informieren und an diese zu vermitteln. Zudem haben die Teilnehmenden ebenfalls Optionen aufgezeigt bekommen, welche professionelle Anlaufstellen kontaktiert werden können.

Für alle Beteiligten war die Weiterbildung ein sehr guter erster Aufschlag zu einem sensiblen und verantwortungsvollen Thema. „Die Teilnehmenden haben in den zwei Tagen wichtige „Werkzeuge“ an die Hand bekommen haben, mit denen sie sich im Umgang mit betroffenen Schiedsrichter*innen zukünftig sicherer fühlen und die Betreuung noch etwas bedarfsbezogenen ausführen können“, so FVM-Mitarbeiter Philipp Theobald, der die Veranstaltung organisiert und begleitet hat.

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