Bitburger-Pokal 2019: Aachen siegt vor Rekordkulisse

6645 Zuschauer sehen im Bonner Sportpark Nord wie Regionalligist Alemannia Aachen im Finale des Bitburger-Pokals den designierten Drittliga-Absteiger Fortuna Köln mit 3:1 (1:1) bezwingt.

Bitburger-Pokal 2019: Aachen siegt vor Rekordkulisse

Als Dimitri Imbongo Boele kurz vor der eigentlichen Siegerehrung als „Man of the Match“ zur Bühne gerufen wurde, machte er sich nur zögerlich mit einem schüchtern wirkenden Lächeln auf dem Weg, um Urkunde und Trophäe aus den Händen des FVM-Präsidenten Alfred Vianden entgegen zu nehmen. Dabei hatte er wahrlich entscheidenden Anteil am 3:1 (1:1)-Sieg seines Regionalligisten Alemannia Aachen im Bitburger-Pokalfinale gegen den Drittligisten Fortuna Köln. Imbongo Boele hatte das wichtige 1:1 kurz vor der Pause erzielt, die beiden weiteren Aachener Treffer vorbereitet und so den siebten Triumph des Klubs aus der Kaiserstadt im Pokal auf Mittelrheinebene in die Wege geleitet. „Heute war ein besonderer Tag, das war uns allen klar. Wir wollten ein anderes Gesicht zeigen als zuletzt in der Meisterschaft und das haben wir getan. Ich habe meinen Teil dazu beigetragen“, sagte der Aachener Angreifer. Sein Trainer war deutlich euphorischer. „Es ist einfach fantastisch, den Cup geholt zu haben. Vor allem, weil wir letztes Jahr noch im Finale verloren haben“, fand Fuat Kilic.

Dabei musste der 46-Jährige auch an diesem Nachmittag einige schwierige Minuten im stimmungsvollen Bonner Sportpark Nord ertragen. Denn die Fortuna erwischte vor der Rekordkulisse von 6645 Zuschauern einen Start nach Maß: Vier Minuten waren gespielt, da kam Bernard Kyere an den Ball, machte drei Schritte in den Aachener Strafraum und schoss den Ball kurzerhand mit dem rechten Fuß ins lange Eck. Aachen musste diesen frühen Rückstand erst einmal verkraften. Nach zwölf Minuten prüfte Steven Rakk erstmals Nikolai Rehnen im Fortuna-Tor. Der Keeper entschärfte den Flachschuss jedoch genau wie kurz darauf den Kopfball von Alexander Heinze. Nach 18 Minuten hätte dann Kyere seinen zweiten Treffer erzielen können. Michael Eberwein hatte schön durchgesteckt, aber der Fortuna-Akteur scheiterte beim Versuch, am Aachener Torhüter Niklas Jagusch vorbeizugehen.

Kurz darauf nahm Fortuna-Trainer Oliver Zapel den nun Gelb-Rot-gefährdeten Torschützen raus. Er musste seine Elf umstellen, was seines Erachtens zu einem Bruch im Spiel seines Teams führte. „Das war absolut ärgerlich“, fand der 51-Jährige. Tatsächlich folgte eine Viertelstunde, die außer Einsatz und Willen nicht viel zu bieten hatte. Aachen war gefordert. Doch gewann das Spiel der Alemannia nur allmählich an Präzision und Struktur. Nach 33 Minuten dann eine Doppelchance für Gelb-Schwarzen: Erst parierte Rehnen einen Schuss von Stipe Batarilo-Cerdic, dann einen von Blendi Idrizi. Während den Kölnern kaum noch ein überzeugender Spielaufbau gelang, wurde Aachen nun zusehends dominanter.

Dennoch brauchte es eine Willensleistung zum Ausgleich: Imbongo Boele angelte sich an der Strafraumgrenze den Ball, drehte sich um seinen Gegenspieler und schoss den Ball mit voller Wucht ins Kölner Tor (45.).

Der bessere Wiedereinstieg nach dem Wechsel glückte Aachen. Nach wenigen Sekunden scheiterte Idrizi nach einem energischen Solo mit seinem Schuss an Rehnen. Die Alemannia blieb am Drücker. Robin Garnier verzog noch knapp (52.), zwei Minuten später marschierte dann wieder Imbongo Boele von Außen in den Fortuna-Strafraum, schüttelte locker seinen Gegenspieler ab und legte quer zu Batarilo-Cerdic, der aus kurzer Distanz zum 2:1 einschob.

Aachen hatte nun eindeutig Oberwasser, gewann die wichtigen Zweikämpfe und wurde lautstark von den zahlreichen mitgereisten Fans angefeuert. Der Treffer zum 3:1 und damit der vermeintliche Knock-out ließ aber auf sich warten. Nach 72 Minuten hätte das Sebastian Schiek beinahe bestraft, sein Kopfball nach einer Ecke ging aber knapp über das Aachener Tor. In der 79. Minute kam dann der eingewechselte Serhat Güler zum Abschluss, fand allerdings in Jagusch seinen Meister.

Es deutete sich ein letztes Aufbäumen der Fortunen an. Doch es blieb bei der Andeutung. David Pütz hätte beinahe das 3:1 erzielt, sein Schuss ging aber knapp vorbei. Kurz darauf setzte die Alemannia zum nächsten Angriff an: Dieses Mal landete ein Pass von Imbongo Boele vor den Füßen von Manuel Glowacz, der aus zwölf Metern Tordistanz zum entscheidenden 3:1 einschob. „Geil, dass Dimitri mich in dieser Szene gesehen hat“, sagte Glowacz, „wir haben verdient gewonnen und die Saison gekrönt.“ Alemannia-Kapitän Peter Hackenberg kündigte eine lange Nacht an: „Ganz Aachen hat nach so einem Erlebnis gelechzt. Das werden wir entsprechend feiern.“

Fortuna-Spieler Michael Eberwein war verständlicherweise enttäuscht: „Wir sind gut reingekommen, aber waren dann einfach zu passiv. Zum Schluss war es nach dieser Saison sehr schwer, die Kräfte noch einmal bündeln.“

Sein Coach, der vor einigen Tagen den Abstieg aus der Dritten Liga nicht hatte verhindern können, hatte Mühe, den nächsten Tiefschlag zu verarbeiten. „Ich empfinde tiefe Traurigkeit“, sagte er. Man habe sich mit eigenen Fehlern selbst um die Früchte der Arbeit gebracht.

FVM-Präsident Vianden konnte diese Analyse durchaus verstehen. Er zeigte sich beeindruckt vom guten Start der Fortuna, bezeichnete Aachen allerdings als letztlich verdienten Sieger. Sehr betroffen war er vom Benehmen einiger Alemannia-Fans, die nach dem Abpfiff auf den Platz gestürmt waren und sogar Ordner verletzt hatten. „Das hatte dieses tolle Spiel mit Sicherheit nicht verdient.“ Widersprechen wollte ihm dabei niemand.

Dennoch ließen sich die Aachener Verantwortlichen und Spieler nicht vom Feiern abhalten. „Heute kann alles passieren“, kündigte Alemannia-Trainer Kilic eine ordentliche Sause an.

Alemannia Aachen: Jakusch, Heinze, Pütz, Batarilo-Cerdic, Glowacz, Rakk (75. Müller), Fiedler, Garnier (90. Redjeb), Idrizi (90. Boesen), Hackenberg, Imbongo Boele.

Fortuna Köln: Rehnen, Ernst, Kyere (21. Güler), Uaferro, Kurt, Eberwein, Schieck (73. Andersen), Scheu, Fritz, Abu Hanna (46. Ruprecht), Brandenburger.

Tore: 0:1 Kyere (4.), 1:1 Imbongo Boele (45.+1), 2:1 Batarilo-Cerdic (54.), 3:1 Glowacz (85.).

Bes. Vorkommnisse: Rote Karte: Ruprecht, Fortuna Köln (90.+2).

Zuschauer: 6645.

Der FVM gratuliert Alemannia Aachen zum Bitburger-Pokalsieg 2019!

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