Erster WDFV-Frauen-Kongress in Duisburg

Frauenpower – ein Gewinn für Verband und Verein: Der Titel des 1. WDFV-Frauen-Kongress, der vom Westdeutschen Fußballverband (WDFV) ausgerichtet wurde, war auch zugleich der Maßstab für die eintägige Veranstaltung. Im Vordergrund stand, das Engagement von Frauen zu stärken, die im Ehrenamt im Fußball künftig Führungsfunktionen ausüben wollen und sollen.

Erster WDFV-Frauen-Kongress in Duisburg

Rund 100 Teilnehmerinnen und auch ein paar Teilnehmer nutzten den Kongress am 21. April in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena, um diesbezüglich neue Blickwinkel auf spannende Themen zu erhalten, in vielfältigen Workshops Anregungen für kreative Ideen und Lösungsansätze zu erlangen, die eigenen Kompetenzen zu stärken und Kontakte zu knüpfen. „Veranstaltungen wie dieser Kongress sind wichtig. Die Frauen profitieren von der positiven Stimmung, die sie weitertragen und nutzen“, sagte DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg, die mit ihrem Impulsvortrag zum Thema „Frauen im Ehrenamt“ zu begeistern wusste.

„Für die Zukunft des Ehrenamts im Sport ist es dringend erforderlich, noch mehr Frauen für Führungspositionen in Verbänden und Vereinen zu gewinnen. Dies gilt auch für den Fußball“, erklärte NRW-Staatssekretärin Andrea Milz, die es als besondere Ehre bezeichnet hatte, die Schirmherrschaft für den Kongress zu übernehmen. In ihrem Grußwort zum Kongress führte Andrea Milz weiter aus: "Kurzum: das Ehrenamt an der Spitze von Vereinen und Verbänden kann ruhig noch weiblicher werden, weil Frauenpower an der Spitze dem Sport gut tut. Davon profitieren beide Seiten: die engagierten Frauen, aber auch Vereine und Verbände.“ Dies unterstrich auch Dr. Ulrike Kraus, Referatsleiterin Sport in der NRW-Staatskanzlei, die den Kongress stellvertretend für Andrea Milz begleitete.

Viel wurde in den deutschen Fußballverbänden bereits unternommen, um eine Vielfalt im Ehrenamt herzustellen, der Kongress in Duisburg sollte ein weiterer Schritt in die richtige Richtung sein. „Wir stärken unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen. Sie werden für die zukünftige Übernahme von Führungsaufgaben in unseren Gremien qualifiziert. Dabei geht es nicht nur um die klassischen Themen des Frauen- und Mädchenfußballs“, sagte WDFV-Vizepräsident und FVM-Präsident Alfred Vianden, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer offiziell begrüßte. Er betone, dass „es der ausdrückliche Wunsch des WDFV-Präsidiums ist, dass sich Frauen in alle Bereiche des Fußballs und seiner Gremien einbringen.“

Der Austausch wurde umfassend geführt, sowohl in Workshops als auch mittels einer Podiumsdiskussion mit den Ehrengästen Eva Hüwe (2. Vorsitzende FSV Gütersloh, 2. Frauen-Bundesliga), Jutta Ehrmann-Wolf (Mitglied EHF, Handball-Bundesliga-Schiedsrichterin), Heike Ullrich (DFB-Direktorin Verbände, Vereine und Ligen), Prof. Marie-Luise Klein (Ruhr-Universität Bochum) und Claudia Koch (AOK NordWest, Regionaldirektorin).

„Sport an sich ist nicht geschlechtsspezifisch. Im Vordergrund steht, dass wir gemeinsam für eine Sache kämpfen.Trotz des immensen ehrenamtlichen Einsatzes von Mädchen und Frauen im Sport, liegt deren Anteil in Führungspositionen, wie Statistiken ergeben haben, in Nordrhein-Westfalen allerdings bei unter zehn Prozent. Es hat Gründe, dass in manchen Sportarten viel mehr Männer als Frauen das Sagen haben. Auch im Fußball können wir die Männerdominanz im Fußball nicht einfach wegdiskutieren. Auf vielleicht sechs Millionen Männer im deutschen Fußball kommen eine Million Frauen. Aus der Geschichte heraus ist auch in NRW der Fußball noch stark von Männern geprägt“, erläuterte Marianne Finke-Holtz (Vorsitzende WDFV-Frauenfußballausschuss), die zu den Organisatorinnen des Kongresses zählte.

Marianne Finke-Holtz wies daraufhin, dass sich die Veränderungen schon bemerkbar machen. „Frauen übernehmen im Verein vielfach wichtige Ämter wie das der Geschäftsführerin oder auch der Vorsitzenden. Es gibt immer mehr Frauen, die sich auch in Vereinen, Kreisen und Verbänden in die höheren Etagen trauen. Natürlich müssen auch wir uns um ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bemühen, neue Modelle der Einbindung finden und Entwicklungsmöglichkeiten für Ehrenamtliche schaffen.“

Einiges wurde zuletzt durch das Leadership-Programm des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf den Weg gebracht. Das ehrenamtliche Engagement ist natürlich auch für den DFB die Basis des Fußballs; es erstreckt sich von der Jugend-Schiedsrichterin, über den Vereinsvorsitzenden bis hin zur ehrenamtlicher Gremienarbeit auf Verbandebene. Um den Fußball nachhaltig und zukunftsorientiert zu organisieren, gilt es einerseits Freiwillige für ehrenamtliches Engagement zu gewinnen, andererseits aber auch diese Menschen für das Ehrenamt entsprechend zu qualifizieren.

Dabei findet ehrenamtliches Engagement auf mindestens zwei Ebenen statt. Auf der Ausführungsebene engagieren sich viele tausend Menschen: Frauen und Männer unterschiedlichen Alters und Herkunft im und für den Fußball. Auf der Vorstandsebene, und dies schließt die Gremien der Fußballverbände ein, setzen sich die Engagierten weit weniger vielfältig zusammen. Frauen sind beispielsweise deutlich unterrepräsentiert. Um mehr Frauen für ehrenamtliches Engagement auf Verbandsebene zu gewinnen und sie gleichzeitig zu qualifizieren, hatte der DFB über ein Leadership-Programm 24 Frauen geschult - für mehr Vielfalt im Ehrenamt. „Denn Vielfalt ist unsere Zukunft“, heißt es. „Wir haben damit einen Stein ins Rollen gebracht“, meinte Hannelore Ratzeburg.

Einige der Teilnehmerinnen konnte Hannelore Ratzeburg beim WDFV-Kongress begrüßen. Beispielsweise leiteten die DFB-Leadership-Teilnehmerinnen Judith Finke und Johanna Sandvoss gemeinsam mit dem WDFV-Frauenfußballausschuss den Workshop „Ich im Ehrenamt“. Ein zweiter Workshop zu den Themen Vereine und Verbände managen, Kommunikation, Führung im Ehrenamt und Projektmanagement wurde durch die DOSB-Führungsakademie Köln geleitet.

Das Interesse der ehrenamtlich engagierten Frauen zur Qualifikation ist immens. „Doch dies alles ist kein Selbstläufer“, sagte Marianne Finke-Holtz und ergänzte: Es ist wichtig, Menschen, die für Ehrenämter in der Vereins- und Verbandsstruktur gewonnen werden sollen, auf diese verantwortungsvolle Aufgabe vorzubereiten.“ Dafür gelte es, Vernetzungen herzustellen und Energien zu gewinnen. Männer in ehrenamtlichen Führungsfunktionen haben den Frauen demnach oft voraus, dass sie schon gut vernetzt sind. Eine gute Vernetzung hat viele Vorteile, man bleibt miteinander im Gespräch und hat somit oft einen Wissensvorsprung. Frauen sind jetzt dabei, auch in diesem Bereich aufzuholen und per Netzwerk Nachwuchs für Führungspositionen zu generieren. Dafür wurde der Kongress entsprechend mit Leben gefüllt.

Es wurde deutlich gemacht, dass es das Bestreben des Westdeutschen Fußballverbandes als mitgliedsstärkste Organisation des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen ist, auch im Themenbereich Gender Mainstreaming und Chancengleichheit eine Vorreiterrolle zu übernehmen. In der Vergangenheit habe der Fußball bereits erfolgreiche Maßnahmen in dieser Hinsicht betrieben. Auch auf Landesverbandsebene wurde schon früh erkannt, dass eine Vielfalt in den Gremien auf Kreis- und Verbandsebene die Arbeit der Gremien stärkt. Beim Fußball-Verband Mittelrhein ist beispielsweise seit 2001 eine Förderung von jungen Ehrenamtlichen in der Satzung verankert. Davon profitieren die so genannten „Vertreterinnen der jungen Generation“. „Das aktive Bemühen um junge Menschen ist wichtig, es führt zu einer sehr heterogenen Gremienzusammensetzung“, erklärte Alfred Vianden.

WDFV-Präsident Hermann Korfmacher unterstrich in seinem Grußwort, dass Frauen den Sport im Verein, im Verband, in der Kommune möglich machen. „Und sie machen das gut im Sinne der Fußballfamilie, die auch in Zeiten des demografischen Wandels umso mehr kompetente Unterstützung benötigt. Dieses Engagement erkennt der Westdeutsche Fußballverband ohne Einschränkungen an und will ein Zeichen setzen, damit noch mehr Menschen die sich bietenden Möglichkeiten ergreifen. Qualifikation setzt Qualität voraus.“

Der WDFV-Kongress war ein positives Signal. Das Bestreben, Frauen für künftige Führungsfunktionen im Ehrenamt in der Vereins- und Verbandsstruktur zu gewinnen und sie darauf vorzubereiten, zu vernetzen und einen zielführenden Austausch zu schaffen, soll nachhaltig forciert werden.

Text & Foto: WDFV

Nach oben scrollen